Albert Kriemler

Albert Kriemler (* 7. Februar 1960 in St. Gallen)[1] ist ein Schweizer Designer und seit 1980 Kreativdirektor des familieneigenen Modelabel Akris.[2] Er ist für seinen architektonischen Ansatz, zeitlosen Entwürfe und klare Linie bekannt und wird als „modernist designer“ bezeichnet.[3]

Leben

Albert Kriemler wurde am 7. Februar 1960 in St. Gallen geboren, wo er gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Großmutter – Alice Kriemler-Schoch, der Gründerin von Akris – in einem mehrstöckigen Familienhaus aufwuchs.[4][5]

Seit seinem 15. Lebensjahr begleitete er seine Eltern zu Stoffmessen. Auf einer Reise nach Paris im Jahr 1976 besuchte Kriemler seine erste Yves-Saint-Laurent-Show.[6] In den 1970er Jahren erweiterten Kriemlers Eltern, Max und Ute, den Tätigkeitsbereich von Akris und produzierten Prêt-à-porter für Modehäuser wie Ted Lapidus und Givenchy. Hubert de Givenchy wurde ein Freund der Familie und nach dem Abitur plante Kriemler, nach Paris zu ziehen, um bei Givenchy eine Lehre zu absolvieren und an der École de la Chambre Syndicale de la Couture zu studieren. Seine Pläne änderten sich, als der wichtigste Geschäftspartner seines Vaters unerwartet verstarb. 1980, mit 20 Jahren, trat Kriemler auf Wunsch seines Vaters als Kreativdirektor in das Unternehmen ein.[5]

Karriere

Gemeinsam mit seinem Bruder Peter, der 1987 ins Unternehmen kam und heute Präsident von Akris ist, baute Albert Kriemler die internationale Präsenz der Marke weiter aus.[7][8]

Bei Akris führte Kriemler die textile Tradition St. Gallens fort, indem er mit lokalen Kunsthandwerkern[9][10][11][5] zusammenarbeitete und die St. Galler Stickerei mit einem architektonisch inspirierten Ansatz modernisierte.[12][13]

1988 besuchte Dawn Mello, Modedirektorin und Präsidentin von Bergdorf Goodman, den Showroom von Akris – und platzierte die erste Order für das renommierte Kaufhaus an der New Yorker Fifth Avenue.[14] In den 2000er Jahren wurden Kriemlers Entwürfe zu den Bestsellern bei Bergdorf Goodman.[15]

Im Jahr 2004 begann Albert Kriemler, seine Kollektionen auf der Pariser Modewoche zu präsentieren, und bezog zeitgenössische Kunst und architektonische Themen in seine Kollektionen ein. Er arbeitete mit Künstlern wie Thomas Ruff (2014), Carmen Herrera (2017), Rodney Graham (2017), Alexander Girard (2018), Geta Brătescu (2019), Imi Knoebel (2021) und Architekten wie Herzog & de Meuron (2007) und Sou Fujimoto (2016) zusammen.[16]

Kriemler entwarf die Kostüme für das Ballett-Ensemble in John Neumeiers Produktion 2005/06 mit den Wiener Philharmonikern.[17] Fast 20 Jahre lang arbeiteten sie gemeinsam an Ballett Projekten. Er gestaltete die Kostüme für Neumeiers Choreografien wie Epilog (2024), Beethoven Project II (2021), Turangalîla (2016), und Josephs Legende in Hamburg (2008) und Wien (2015) sowie für die Primaballerina Anna Laudere als Anna Karenina in dem gleichnamigen Ballett, das in Koproduktion mit dem Bolschoi-Ballett, Moskau, und dem National Ballet of Canada, Toronto, entstand (2017).[18]

Im Jahr 2020 arbeitete er mit dem niederländischen Fotografen und Filmemacher Anton Corbijn an einem fünfminütigen Modefilm über eine Kollektion, die von den Werken des Künstlers Imi Knoebel inspiriert wurde.[19][20]

Zum 100-jährigen Jubiläum von Akris kuratierte Kriemler eine Ausstellung im Museum für Gestaltung Zürich mit, in der erstmals Originalkunstwerke und Akris Entwürfe nebeneinander präsentiert wurden.[21]

Stil

Kriemler beschreibt seine Philosophie wie folgt: „Man sollte zuerst die Frau wahrnehmen, dann ihr Kleid“, und dass Mode „ein Bewusstsein für die individuelle Persönlichkeit“ haben muss.[22] Für ihn lässt sich sein Ansatz am besten mit dem Wort „selbstverständlich“ beschreiben, das ein Gefühl und ein Erscheinungsbild von Souveränität, Mühelosigkeit und Leichtigkeit vermittelt.[23][3]

Kriemler war einer der ersten Designer, der 1995 mit dem Fotografen Steven Klein und dem damals aufstrebenden Model Stella Tennant für seine erste Akris-Kampagne zusammenarbeitete. 15 Jahre lang kooperierte er mit Steven Klein und engagierte Daphne Guinness für seine erste Handtaschen-Kampagne im Frühjahr 2010.[24]

Zu seinen Kundinnen gehören Frauen wie Jessica Chastain, Lily Collins, Cate Blanchett, Lupita Nyong’o, Katie Holmes, Michelle Obama, Indra Nooyi und Kamala Harris.[25][26][27][28][29][30][31][32]

Innovationen

Anfang der 2000er Jahre begann Albert Kriemler in Pionierarbeit neue digitale Fotodrucktechniken zu erkunden.[33] 2008 präsentierte er eine Kollektion, die von dem Künstler und Freund Ian Hamilton Finlay inspiriert war. Bilder von Finlays Garten in Little Sparta, Schottland, motivierten ihn, nach zweijähriger Experimentierphase mit Martin Leuthold, Kreativdirektor des Textilherstellers Jakob Schlaepfer, eine neue Methode für den digitalen Fotodruck auf Pailletten zu entwickeln.[34]

Seither verbindet Albert Kriemler digitale Technologien mit traditioneller Handwerkskunst. 2014 entwickelte er in Zusammenarbeit mit Forster Rohner eine LED-Stickerei, inspiriert von Thomas Ruffs „Sterne“-Serie (1989–1992). Eines dieser LED-Stickerei-Kleider wurde in die ständige Sammlung des Museums für angewandte Kunst (MAK) in Wien, Österreich, aufgenommen.[35]

Auszeichnungen

Albert Kriemler wurde 2008 mit dem Grand Prix Design des Schweizer Bundesamtes für Kultur und wurde für seine Leistungen als „wichtigster internationaler Mode-Botschafter der Schweiz“ mit dem Schweizer Designpreis ausgezeichnet.[36][37] 2010 wurde er in New York bei den Fashion Group International Awards mit dem Modedesign-Preis geehrt.[38][39]

Im Jahr 2016 verlieh ihm das Wallpaper Magazine London den „Design Award 2016 Best Alliance“ für die Zusammenarbeit mit dem Architekten Sou Fujimoto.[40] Im selben Jahr wurde er vom Museum at FIT in New York mit dem Couture Council Award for Artistry of Fashion für sein Engagement im Bereich herausragender Handwerkskunst und seinen modernen Ansatz in der Mode ausgezeichnet.[41][42]

Einzelnachweise

  1. Albert Kriemler. In: Neue Zürcher Zeitung. 18. März 2012, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 16. April 2025]).
  2. Albert Kriemler Biography. Read a bio on Fashion Designer Albert Kriemler. View the Spring 2011 Albert Kriemler Collection and Company history. 13. April 2011, abgerufen am 16. April 2025.
  3. a b The Discreet Modernist. 1. Juli 2012, abgerufen am 16. April 2025 (englisch).
  4. Alice Cavanagh: Swiss beat: Akris turns 100 In: Financial Times, 30. September 2022. Abgerufen am 21. Januar 2025 (englisch). 
  5. a b c Lindsay Talbot: The Exacting Eye of Akris's Albert Kriemler In: The New York Times, 19. September 2018. Abgerufen am 21. Januar 2025 (amerikanisches Englisch). 
  6. Joy Sewing: Albert kriemler is the man behind the Akris collection. In: Houston Chronicle. 28. Februar 2018, abgerufen am 21. Januar 2025 (englisch).
  7. Robin Givhan: Fashion Sense. In: washingtonpost.com. 30. Mai 2005, abgerufen am 21. Januar 2025 (englisch).
  8. Miles Socha: Akris, Its Roots in Fine Fabrics, Marks a Century. In: WWD. 2. Oktober 2022, abgerufen am 21. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  9. Marylin Johnson: none, 5. Januar 2003 (englisch). 
  10. Linda Gillan Griffin: "Designer creates clothing with Swiss precision". (englisch). 
  11. Mary Krienke: "Luxe without a logo" (PDF)., 1. September 2007 (englisch). 
  12. Akris: St.Gallen, selbstverständlich. In: Textilmuseum St.Gallen. Abgerufen am 21. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  13. Jack Moss: Akris’ century-old roots in St Gallen, Switzerland, are explored in new textile exhibition. In: wallpaper.com. 10. Oktober 2023, abgerufen am 21. Januar 2025 (englisch).
  14. Happy Anniversary, Akris. In: Harper's BAZAAR. 8. Juni 2009, abgerufen am 21. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  15. Albert Kriemler | BoF 500 | The People Shaping the Global Fashion Industry. In: The Business of Fashion. Abgerufen am 21. Januar 2025 (englisch).
  16. William Van Meter: On Its 100th Anniversary, Akris's Creative Director Albert Kriemler Looks Back at the Art and Artist Collaborations That Have Defined the Luxury Brand. In: Artnet News. 15. November 2022, abgerufen am 21. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  17. Leisa Barnett: Akris Designs For Hamburg Ballet. In: Vogue UK. 27. Juni 2008; (englisch).
  18. Jack Moss: ‘Constant dialogue and lively exchange’: Akris’ Albert Kriemler on two decades of collaboration with choreographer John Neumeier. In: wallpaper.com. 22. Juli 2024, abgerufen am 21. Januar 2025 (englisch).
  19. Noor Brara: How Akris Creative Director Albert Kriemler Found Inspiration in the Work of Artist Imi Knoebel for His Latest Collection. In: Artnet News. 15. Oktober 2020, abgerufen am 21. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  20. Felix Bischof: Art of Akris: Albert Kriemler meets Imi Knoebel. In: theweek. 25. März 2021, abgerufen am 21. Januar 2025 (englisch).
  21. Katy Donoghue: Albert Kriemler: Showing the Effortlessly Compelling Modernity of Akris. In: Whitewall. 8. Juni 2023, abgerufen am 21. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  22. Stealth Style. In: TIME. 11. September 2006, abgerufen am 21. Januar 2025 (englisch).
  23. Christine Schott: Creative Director Albert Kriemler Speaks on the Akris Legacy. In: Palmer PB. 30. November 2022, abgerufen am 21. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  24. Marc Karimzadeh: Akris Celebrates 15 Years with Steven Klein. In: WWD. 18. März 2010, abgerufen am 21. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  25. Akris. In: Red Carpet Fashion Awards. Abgerufen am 21. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  26. Janelle Okwodu: Michelle Obama Kickstarts Her Book Tour in the Freshest Way to Wear Denim. In: Vogue. 13. November 2018, abgerufen am 21. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  27. Kamala Harris choisit Akris pour sa course à la présidentielle. In: Elle. 24. Oktober 2024, abgerufen am 21. Januar 2025 (französisch).
  28. Gemma Cartwright: Cate Blanchett's Latest Looks Bring a Whole New Meaning to the Term "Power Suit". In: Popsugar UK. 13. August 2019, abgerufen am 21. Januar 2025 (britisches Englisch).
  29. Lily Collins Has Had An Incredibly Fashionable 48 Hours. In: Grazia USA. 6. Januar 2022, abgerufen am 21. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  30. Forget Boring Totes, Katie Holmes Is Carrying This Sleek Trapezoid Bag Everywhere. In: Yahoo Life. 16. Dezember 2019, abgerufen am 21. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  31. Jo Ellison: Akris: the alpha-woman's label In: Financial Times, 4. Mai 2016. Abgerufen am 21. Januar 2025 
  32. Why Princess Charlene Swears by the Swiss Label Akris. In: Town & Country. 1. November 2022, abgerufen am 21. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  33. Aranza Sanchez: Akris: Art To Go. In: ndion. 9. Juni 2023, abgerufen am 21. Januar 2025 (britisches Englisch).
  34. In Zurich, iconic art meets sleek fashion. In: Art Basel. Abgerufen am 21. Januar 2025 (englisch).
  35. E-Broidery – EXEMPLARY: 150 Years of the MAK – from Arts and Crafts to Design. In: MAK Blog. 18. November 2014, abgerufen am 21. Januar 2025.
  36. Swiss Federal Design Awards - Albert Kriemler (AKRIS). 31. März 2012, abgerufen am 16. April 2025.
  37. swissdesignawards.ch (Memento des Originals vom 31. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swissdesignawards.ch (englisch)
  38. AKRIS’ ALBERT KRIEMLER ON THE FASHION GROUP INTERNATIONAL AWARDS. 2. Oktober 2011, abgerufen am 16. April 2025.
  39. suedostschweiz.ch: St. Galler Albert Kriemler in New York ausgezeichnet, abgerufen am 27. Dezember 2011.
  40. Rosa Bertoli: Design Awards 2016: best of the rest. In: Wallpaper.com. 14. Januar 2016, abgerufen am 16. April 2025 (englisch).
  41. 2016 Couture Council Artistry of Fashion Award: Albert Kriemler. Abgerufen am 16. April 2025 (englisch).
  42. Jessica Iredale: Akris’ Albert Kriemler to Be Honored by Couture Council. In: WWD. 5. April 2016, abgerufen am 16. April 2025 (amerikanisches Englisch).