Akan-Vulkankomplex
Der Akan-Vulkankomplex ist eine Gruppe aktiver Vulkane im Osten der Insel Hokkaidō im nördlichen Japan. Er ist Teil des Akan-Mashū-Nationalparks. Es handelt sich um einen aktiven Vulkan mit regelmäßigen Ausbrüchen, die letzten 2008, 2006 und 1998.[1]
Beschreibung

Der Vulkankomplex besteht aus einer unregelmäßigen, komplexen Caldera und vier nach deren Einbruch auf deren Grund emporgewachsenen Schichtvulkanen. Hinzu kommen eine Reihe ältere und nicht mehr aktive Vulkane, die vor Einbruch der Caldera entstanden sind. Als älteres Vulkangebäude erhalten ist der Kikin-dake (995 Meter hoch) nördlich der Caldera. Kalium-Argon-Datierungen von Gesteinsproben des Kikin-dake ergaben Alterswerte von 3,70, 3,62 und 3,85 Millionen Jahre.[2] Die anderen Vulkanbauten wurden beim Einbruch der Caldera weitgehend zerstört.
Caldera

Die Caldera ist von unregelmäßiger Form, etwa 24 Kilometer lang (Nordost-Südwest) und 13 Kilometer breit (Nordwest-Südost). Pyroklastischer Ströme und Aschenfälle, die auf diese Ausbrüche zurückgehen, finden sich bis in 30 Kilometer Entfernung südöstlich davon, wenige mit geringerer Mächtigkeit auch im Norden. In den Auswurfmassen aus Bimsstein und vulkanischer Asche können etwa 40 eruptive Phasen unterschieden werden, die durch längere Ruheperioden, teilweise mit Bodenbildung, unterbrochen waren, diese konnten bis zu etwa 300.000 Jahre andauern. Die Einzelausbrüche werden zu 17 Aktivitätsperioden zusammengefasst. Die Gesamtabfolge ist im Süden etwa 1000 Meter mächtig. In die Abfolge eingeschaltet sind aber auch Aschenlagen aus plinianischen Eruptionen etwas entfernt liegender, benachbarter Vulkane. Die Gesamtmenge der Auswurfmassen der Caldera wird auf 170 Kubikkilometer Pyroklastika abgeschätzt. Insgesamt dauerte die Aktivitätsperiode, die mit dem Einbruch der Caldera endete, etwa eine Million Jahre. Die Auswurfmassen sind relativ reich an Kieselsäure (intermediärer bis saurer Vulkanismus), von Andesit bis Dacit und Rhyolith, oft als vulkanisches Glas.[3] Auch zu den beiden benachbarten Calderen Kussharo (siehe Kussharo-See) und Mashū (siehe Mashū-See) ist die Zusammensetzung der Vulkanite unterschiedlich.[4] Aufgrund der unterschiedlichen chemischen Zusammensetzung der Vulkanite werden innerhalb der Caldera drei Eruptionsschlote rekonstruiert, deren genaue Lage unbekannt ist. Die Caldera ist dann bei gewaltigen plinianischen Eruptionen nach und nach eingebrochen, sie besteht vermutlich aus drei Teil-Calderen, die zusammengewachsen sind, deshalb vermutlich auch die unregelmäßige, von der typischen Kreisform abweichende Gestalt. Teile des Bodens der heutigen Caldera bestehen aus Sedimenten miozänen Alters. Hier ist die alte Oberfläche, nun am Grund der Caldera, erhalten geblieben.[3]
Schichtvulkane

Nach dem Einbruch der Caldera (Ende der Aktivität vor etwa 30.000 Jahren) sind auf deren Grund vier Schichtvulkane aufgewachsen. Diese sind Furebetsu-dake (1088 m), Fuppushi-dake (1225 m), Oakan-dake (雌阿寒岳) (1371 m) und Meakan-dake (雄阿寒岳) (1499 m). Zum Vulkankomplex des Meakan gehört der Gipfel des Akan-Fuji (阿寒富士) (1476 m). Altersbestimmungen nach der Radiokarbonmethode ergaben Alterswerte für den Oakan von 11.720 ± 220 Jahren, den Meakan von 13.520 ± 240 Jahren, den Akan-fuji von 2070 ± 80 Jahren.[2] Der Meakan ist der einzige der Vulkane, von dem direkt beobachtete Ausbrüche aus historischer Zeit dokumentiert sind. Er besteht aus insgesamt neun sich überlappenden Kegeln, der Hauptgipfel mit drei nebeneinander liegenden Kratern.[1] Einer der Nebengipfel (Nakamachinechiri) trägt auf der Spitze eine eigene, kleine Caldera.
Geologische Lage
Der Akan-Vulkankomplex ist Teil der von Südwesten nach Nordosten ziehenden Akan-Shiretoko Vulkankette, er ist deren westlichster und gleichzeitig mit etwa 4 Millionen Jahren (in der Prä-Caldera-Phase) der älteste Bestandteil. Nach Osten folgen die gewaltige Kutcharo-Caldera mit der kleineren Mashū-Caldera und eine Kette von neun Vulkanen, die die Shiretoko-Halbinsel aufbauen. Nordöstlichster Vulkan ist der Shiretoko-dake (知床岳; 1254 m) an deren Spitze, zuletzt aktiv vor etwa 250.000 Jahren. Die Vulkankette ist insgesamt etwa 200 Kilometer lang. Die Vulkankette liegt zwar benachbart zum (Kamtschatka-)Kurilen-Vulkanbogen, liegt aber nicht parallel zur Bogenachse, sondern zweigt in einem Winkel von 25 Grad davon ab. Ein Modell erklärt das durch eine Aufwölbung (einen geologischen Sattel), dessen Scheitelbereich durch Brüche des beanspruchten Gesteins dem Magma zum Aufstieg verholfen hätte.[2]
Seen
Der Akan-Vulkankomplex ist Teil eines Schutzgebiets, des Akan-Mashū-Nationalparks. Dieser ist 904,8 Quadratkilometer groß, er wurde schon 1934 gegründet. Innerhalb der Caldera, zwischen den Vulkanen Oakan-dake und Meakan-dake, liegt der Akan (See) (阿寒湖, Akan-ko). Der See war in geologischer Vergangenheit viel größer, er nahm einen großen Teil des Bodens der Caldera ein, die eine abflusslose Senke bildet. Durch den später aufgewachsenen Schichtvulkan Oakan-dake wurde der See teilweise aufgefüllt, das Seebecken in drei Restgewässer (die Seen Akan, Panketou und Penketou) aufgesplittet.[5]
Der Akansee ist berühmt für die als Marimo bezeichneten Algenbälle (der Grünalge Aegagropila linnaei).
Weitere vulkanische Besonderheiten des Vulkangebiets sind Schlammvulkane, lokal „Bokke“ genannt, nahe des Akansees. In der Nähe befinden sich mehrere heiße Quellen (Onsen), die Besucher anziehen und für therapeutische Zwecke genutzt werden. Zu den beliebtesten heißen Quellen in der Umgebung gehören die Akan Onsen und die Kawayu Onsen.
Einzelnachweise
- ↑ a b Akan im Global Volcanism Program, Smithsonian Institution (v. 5.3.1; 6. August 2025)
- ↑ a b c Yoshihiko Goto, Atsushi Funayama, Nobuo Gouchi, Tetsumaru Itaya (2000): K–Ar ages of the Akan-Shiretoko volcanic chain lying oblique to the Kurile trench: Implications for tectonic control of volcanism. The Island Arc 9: 204–218. doi:10.1046/j.1440-1738.2000.00273.x
- ↑ a b Takeshi Hasegawa, Mitsuhiro Nakagawa, Hiroyuki Kamiyama, Akihiko Yamamoto (2022): Geological, geophysical, and geochemical constraints on the time-space evolution of Akan composite caldera, Hokkaido, Japan. Frontiers in Earth Science 10: 953152. doi:10.3389/feart.2022.953152
- ↑ Takeshi Hasegawa, Mitsuhiro Nakagawa, Hiroshi Kishimoto (2012): The eruption history and silicic magma systems of caldera-forming eruptions in Eastern Hokkaido, Japan. Journal of Mineralogical and Petrological Sciences 107: 39–43.
- ↑ Malcolm Cooper: The Lake Akan Area: A Future Geopark? Chapter 14 in Abhik Chakraborty, Kuniyasu Mokudai, Malcolm Cooper, Mahito Watanabe, Shamik Chakraborty (editors): Natural Heritage of Japan. Geological, Geomorphological, and Ecological Aspects. Springer, 2018. ISBN 978-3-319-61895-1.