Akademische Verbindung Igel Tübingen

Akademische Verbindung Igel Tübingen
Wappen Zirkel
Basisdaten
Hochschulort: Tübingen
Hochschule/n: Eberhard Karls Universität Tübingen
Gründung: 1. Mai 1871
Korporationsverband: verbandsfrei
Farbenstatus: farbenführend
Art des Bundes: Männerbund
Stellung zur Mensur: nichtschlagend
Wahlspruch: Telorum aeterna seges
Website: www.avigel.de

Die Akademische Verbindung Igel ist eine seit 1871 bestehende Studentenverbindung an der Eberhard Karls Universität Tübingen.

Couleur

Die A.V. Igel ist nichtschlagend, als schwarze Verbindung nicht-farbentragend und führt auch keine Farben, sondern besitzt nur die „Spottfarben“ schwarzgrau, mausgrau und silbergrau. Das hängt mit der Geschichte des Igels zusammen, der als Verbindung begründet wurde, um andere Verbindungen mit ihren Ritualen und Farben ins Lächerliche zu ziehen. Da der Igel keine richtigen Farben besitzt und diese Distanziertheit von einer normalen Verbindung auch ausdrücken will, weht auf seines Daches Mast keine Flagge in seinen Farben, sondern immer die Flagge der höchsten politischen Ordnung (bis in die 1990er Jahre die Deutsche Flagge, seit etwa 1995 die Europaflagge). Der Igel ist politisch und konfessionell neutral.

Geschichte

Nachdem aus der zunächst lockeren Organisation im Jahr 1880 die „Gesellschaft Igel“ hervorgegangen war, wandelte sie sich Ende der 1880er Jahre zur „Verbindung Igel“ und führte die unbedingte Satisfaktion und Chargenwichs ein.[1] 1893 wurde der Altenverein gegründet.[1]

1905 kam der erneute Plan eines interkorporativen Zusammenschlusses der Tübinger Verbindungen auf, nachdem die letzte Organisation 1891 aufgelöst wurde.[2] Allerdings wurden vor dem Hintergrund des akademischen Kulturkampfs und der Frage der Gleichberechtigung der katholischen Verbindungen von den Corps, Schottland, Ghibellinia, Ulmia, Igel, Saxonia, Stuttgardia, Virtembergia und dem VDSt ein zweiter Studentenausschuss gegründet, da sie den mehrheitlich angenommenen Vorschlag der Germania ablehnten, wonach alle Verbindungen gleichberechtigt sein sollten.[2][3] 1907 entstand dann mit dem „Ausschuss Vereinigter Tübinger Korporationen“ eine gemeinsame Organisation, nachdem die katholischen Verbindungen Guestfalia, Alamannia und Unitas-Cheruscia durch Beiträge in der überregionalen Presse (Schwäbischer Merkur, Germania und Kölnische Zeitung) ihre vaterländische Haltung betont und zugleich Kritik an den von der Zentrumspartei dominierten Katholikentagen geäußert hatten.[2][4] Über ihre Verbindungen waren etwa zwei Drittel der Studenten in dem Ausschuss vertreten.[5]

Die A.V. Igel gehört heute keinem Dachverband o. ä. mehr an. Zwischen 1919 und 1922 bestand mit den Tübinger Verbindungen Stuttgardia und der Virtembergia der Tübinger Schwarze Verband.[1] 1922 trat die A.V. Igel dem im selben Jahr gegründeten Schwarzen Ring bei.[1] Der Igel war 1952 Gründermitglied des Wernigeroder Schwarzen Verbandes (WSR), der sich 1973 mit dem Miltenberger Ring (MR) zum Miltenberger-Wernigeroder-Ring (MWR) verband. Ende der 1980er Jahre trat der Igel aus dem Miltenberger-Wernigeroder-Ring aus.

Die Verbindung versteht sich als Freundschaftsbund und als eine Gemeinschaft auf Lebenszeit. Seine Devisen sind Igel sei’s Panier und Telorum aeterna seges („Ewig die Saat der Stacheln“).

Verbindungshaus

Igelhaus nach der Fertigstellung (1902 oder kurz danach)
Das Igelhaus (2016)

Das Verbindungshaus (48° 31′ 8,1″ N, 9° 2′ 51,7″ O) der A.V. Igel wurde in der Schlossbergstraße im Jahre 1902 erbaut (Architekt Adolf Schiedt[6]). In den 1960er Jahren wurde ein umfassender An- bzw. Umbau vorgenommen, durch den unter anderem der Eingangsbereich neu gestaltet wurde. Der ursprüngliche Hauboden musste zwei Aktivenzimmern und dem heutigen Cafézimmer weichen.

Das Haus wurde im Jahre 2002 aus Anlass des hundertjährigen Hausjubiläums saniert. Das Cafézimmer, Vestibül sowie der Haupteingang wurden im Jahre 2014/15 mit Umsetzung von Brandschutzauflagen umgestaltet und renoviert.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Kleine Burgen, grosse Villen. Tübinger Verbindungshäuser im Porträt. Tübingen 2009. S. 134–141.
  • Akademische Verbindung Igel: Igel-Haus 1902–2002, Tübingen 2002.
  • Das Verbindungswesen in Tübingen. Eine Dokumentation im Jahre des Universitätsjubiläums 1977. S. 48.
  • Akademische Verbindung Igel: 60 Jahre Verbindung Igel, 1871–1931, Tübingen 1931.
  • Hansbernd Weynand: Geschichte des Igels. Tübingen 1925.
Commons: Akademische Verbindung Igel Tübingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Michael Doeberl u. a. (Hrsg.): Das Akademische Deutschland, Bd. 2, Berlin 1931, S. 1033f.
  2. a b c Martin Biastoch: Tübinger Studenten im Kaiserreich. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1996. ISBN 3-7995-3236-6. S. 143ff.
  3. Martin Biastoch: Tübinger Studenten im Kaiserreich. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1996, ISBN 3-7995-3236-6, S. 210.
  4. Alfred Vollmar: Geschichte der akademischen Verbindung Guestfalia zu Tübingen von 1859–1909. Ulm 1909, S. 215
  5. Martin Biastoch: Tübinger Studenten im Kaiserreich. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1996, ISBN 3-7995-3236-6, S. 211.
  6. Adolf Schiedt, tuepedia.de

Siehe auch