Aida Edemariam
Aida Edemariam (amharisch አይዳ እደማርያም; geb. vor 2000 in Addis Abeba) ist eine äthiopisch-kanadische Journalistin. Aktuell ist sie leitende Feuilletonistin und Redakteurin beim britischen Guardian.[1] Bekannt wurde sie durch den autobiographischen Text The Wife’s Tale: A Personal History (2018), in dem sie ihre Erinnerungen an ihre äthiopische Großmutter verarbeitete.
Biographie
Edemariam kam als Tochter des äthiopischen Internisten und Hochschullehrers Edemariam Tsega (1938–2018) und der kanadischen Ärztin Frances Lester als Älteste von vier Geschwistern in der äthiopischen Hauptstadt Addis Ababa zur Welt, wo sie auch aufwuchs. Sie studierte Anglistik an der Oxford University und der University of Toronto.[2]
In der Folge arbeitete sie als Journalistin in New York und London,[1] bei der Torontoer National Post arbeitete sie als Literaturkritikerin.[3] Sie führte große Interviews mit Persönlichkeiten wie Alice Munro, Hilary Mantel und Jorie Graham bis hin zu Ehud Barak und John Kerry.[1]
Das Konzept für ihren autobiographischen Text The Wife’s Tale: A Personal History[4] – die Geschichte ihrer äthiopischen Großmutter Yetemegnu[5] – wurde von der britischen Royal Society of Literature mit dem Jerwood Award ausgezeichnet.[1] Er basiert auf den Aufzeichnungen von Gesprächen, die die Autorin im Verlauf von über 10 Jahren mit ihrer Großmutter auf Amharisch führte mit einer Gesamtlänge von über 70 Stunden[6] und in denen diese von ihrem Leben berichtet. Yetemegnu war in den 1910er Jahren in der nordäthiopischen Stadt Gondar zur Welt gekommen und wurde, noch bevor sie zehn Jahre alt war, mit einem zwanzig Jahre älteren Mann, der Dichter-Priester war, verheiratet. Im Laufe ihres Lebens veränderte sich die Welt um sie herum dramatisch. Vor dem Hintergrund der faschistischen Invasion und Besetzung, der Bombardierung durch die Alliierten und der Vertreibung aus ihrer Stadt, dem Aufstieg und Fall von Kaiser Haile Selassie, der Revolution unter Mengistu und dem Bürgerkrieg erlebte sie Elternschaft, Witwenschaft und den Tod von Kindern.[5]
The Wife’s Tale erhielt bei seiner Veröffentlichung im Februar 2018 positive Kritiken des Literaturblogs Fourth Estate von HarperCollins,[7][8] die Kritikerin der Times fand das Buch „bereichernd“,[9] Lucy Hughes-Hallett schrieb im New Statesman, dass man beim Lesen von The Wife’s Tale nicht nur von vergangenen und (für einen westlichen Leser) weit entfernten Zeiten höre, sondern in diese hineinversetzt werde.[10] Nadifa Mohamed lobte im Guardian das Buch als ein liebevolles Porträt einer Großmutter, das durch die Distanzen zwischen der Autorin und ihrem Thema nicht geschmälert werde,[11] und Nilanjana Roy beschrieb es in der Financial Times als „herausragende und ungewöhnliche Memoiren“, in denen Edemariam ein Jahrhundert äthiopischer Geschichte anhand des Lebens ihrer neunzigjährigen Großmutter nachzeichne.[12] Im Observer bemerkte Arifa Akbar: „Was diese Erzählung jedoch zum Leben erweckt, ist nicht die Genauigkeit ihrer Recherche, sondern ihre Vorstellungskraft und ihr romanhafter Ton. Edemariams Prosa dringt in Yetemegnus Erinnerungen ein, um sie zu bewohnen und sie solide und lebendig zum Leben zu erwecken.“[13] Samira Sawlani wählte The Wife’s Tale zu einem der „besten Bücher afrikanischer Schriftsteller im Jahr 2019“ und kam in African Arguments zu folgendem Schluss: „Aida Edemariam hat der Welt einen unbezahlbaren Einblick in die Geschichte durch die Augen ihrer Großmutter geschenkt.“[14] 2018 war das Buch auch auf der Shortlist des kanadischen Governor General’s Literary Award for Nonfiction[15] und des britischen Arts Futures Award.[1]
2019 wurde Edemariam für The Wife’s Tale mit dem Ondaatje Prize ausgezeichnet, der von der Royal Society of Literature an britische, irische und Commonwealth-Autoren vergeben wird.[16][17]
In der 2019 erschienenen Anthologie New Daughters of Africa von Margaret Busby ist Aida Edemariam mit dem Text Seven Types of Water vertreten.[18]
Aida Edemariam ist Dozentin für kreatives Schreiben an der University of Cambridge. Sie war Jurymitglied beim International Booker Prize, dem David Cohen Prize for Literature, dem RSL Giles St Aubyn Award for Non-fiction, dem Queen Mary Wasafiri New Writing Prize, den Society of Authors Travelling Scholarships und den 2024 Press Awards. Sie arbeitet gelegentlich auch als Übersetzerin aus dem Amharischen.[1] Sie lebt heute in Oxford.[1]
Weblinks
- Profil von Aida Edemariam auf der Webpräsenz des Guardian
- 4th Estate Books (Hrsg.): Aida Edemariam: The Wife's Tale. 19. Februar 2018 (englisch, youtube.com).
- TVO Today (Hrsg.): A Woman and A Nation. 7. Juli 2018 (englisch, youtube.com).
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Aida Edemariam page. Rogers, Coleridge & White, abgerufen am 19. April 2025 (englisch).
- ↑ Aida Edemariam Books & Biography. Harper Collins, archiviert vom am 1. Dezember 2017; abgerufen am 19. April 2025 (englisch).
- ↑ Aida Edemariam: Us? Boring? Ha! In: The Guardian, 27. September 2002. Abgerufen am 19. April 2025 (englisch).
- ↑ The Wife's Tale : A Personal History. Book Depository ehemals im (nicht mehr online verfügbar) (englisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- ↑ a b The Wife's Tale. NetGallery, abgerufen am 19. April 2025 (englisch).
- ↑ Sue Carter: Author Aida Edemariam tells stories of Ethiopia through grandmother's eyes. Metro (Toronto), 15. März 2018, archiviert vom (englisch).
- ↑ Ammara Isa: The Wife's Tale by Aida Edemariam. IndieThinking, HarperCollins UK, 15. März 2018, archiviert vom ; abgerufen am 19. April 2025 (englisch).
- ↑ The Wife's Tale. Fourth Estate, 2018, abgerufen am 19. April 2025 (englisch).
- ↑ Ysenda Maxtone Graham: Review: The Wife's Tale by Aida Edemariam — famine, Red Terror and grief in Ethiopia In: The Times, 17. Februar 2018. Abgerufen am 19. April 2025 (englisch).
- ↑ Lucy Hughes-Hallett: The Wife's Tale: Aida Edemariam's vivid portrait of her 95-year-old Ethiopian grandmother. In: New Statesman. 11. Februar 2018 (englisch, newstatesman.com [abgerufen am 19. April 2025]).
- ↑ Nadifa Mohamed: The Wife’s Tale by Aida Edemariam review – portrait of a mother goddess In: The Guardian, 23. Februar 2018. Abgerufen am 19. April 2025 (englisch).
- ↑ The Wife's Tale by Aida Edemariam — hard times: A vivid family portrait brings a century of Ethiopian history to life. Financial Times, 16. Februar 2018, abgerufen am 19. April 2025 (englisch).
- ↑ Arifa Akbar: The Wife's Tale by Aida Edemariam review – anatomy of an unyielding spirit In: The Observer, 18. Februar 2018. Abgerufen am 19. April 2025 (englisch).
- ↑ Sawlani, Samira: The best books by African writers in 2019 so far… African Arguments, 16. Juli 2019, abgerufen am 19. April 2025 (englisch).
- ↑ The finalists for the 2018 Governor General's Literary Award for nonfiction. 3. Oktober 2018, abgerufen am 18. April 2025 (englisch).
- ↑ Alison Flood: Ondaatje prize: Aida Edemariam wins for vivid biography of her grandmother In: The Guardian, 13. Mai 2019 (englisch).
- ↑ Heloise Wood: Edemariam wins £10k Ondaatje Prize for 'outstanding' family memoir. In: The Bookseller. 14. Mai 2019 (englisch, thebookseller.com).
- ↑ New Daughters of Africa, edited by Margaret Busby. Reading to Transgress, 9. März 2020, abgerufen am 20. April 2025 (englisch).