Adolph Sigfried von der Osten

Adolph Sigfried von der Osten. Abbildung aus dem Buch Struensee og det danske hof von Élie-Salomon-François Reverdil, veröffentlicht 1859.

Adolph Siegfried von der Osten (* 21. Oktober 1726 in Sorø, Dänemark; † 2. Januar 1797 in Kopenhagen, Dänemark) war ein dänischer Diplomat und Staatsmann deutscher Abstammung.

Biographie

Herkunft

Osten wurde als Sohn des Geheimen Rates Jacob Frants von der Osten († 1739) aus dem niedersächsisch-pommerschen Adelsgeschlecht Osten in Dänemark geboren. In seiner Jugend kümmerte sich Karl Adolf von Plessen um ihn und der dänische König Christian VI. ermöglichte ihm ein Studium sowie eine Auslandsreise.

Gesandter in Russland

Es ist nicht klar, ob er in seinen frühen Jahren außer seiner Tätigkeit als Hofjunker und später als Kammerjunker noch andere Ämter innehatte, aber der damalige dänische Außenminister Johann Hartwig Ernst von Bernstorff wurde auf ihn aufmerksam. Er schickte ihn ohne irgendwelche diplomatischen Vorkenntnisse im November 1755 an den Zarenhof nach Russland, um dort die Stelle des Gesandten zu übernehmen. Diese diplomatische Position galt in Dänemark als eine der schwierigsten politischen Aufgaben. Die Dienststellung wurde zu der Zeit durch den Kammerherrn Johan Lotharius Friedrich von Moltzahn wahrgenommen, der jedoch bereits um seine Ablösung nachgesucht hatte. Moltzahn wies Osten in die neue Position und die schwierigen Umstände ein, mit denen er in seiner Rolle zu kämpfen haben würde. Bald musste Osten eigenständig handeln, da Moltzahn am 31. Dezember 1756 plötzlich starb.

Vertrauter Katharinas

Osten verfügte offenbar über hervorragende diplomatische Qualitäten, die er mit politischem Fingerspitzengefühl und Menschenkenntnis verband. Es gelang ihm, das Vertrauen von Katharina, zu der Zeit noch Großfürstin an der Seite ihres Gemahls Peter Fjodorowitsch, dem späteren Zar Peter III., zu gewinnen. Unter anderem übernahm Osten die Organisation der Briefwechsel zwischen Katharina und ihrem vom Hof verwiesenen ehemaligen Liebhaber Stanisław Antoni Poniatowski, dem späteren König von Polen.

Die enge Verbindung zu Katharina erwies sich als vorteilhaft, da die Lösung der für Russland und Dänemark konfliktreichen sogenannten Gottorfer Frage um die Erbfolge des Herzogtums Holstein zu dieser Zeit an Bedeutung gewann. Katharinas Ehemann stammte aus dem Haus Romanow-Holstein-Gottorp und war nach dem frühen Tod seiner Eltern bereits ab 1739 Herzog von Holstein-Gottorf geworden, auf das Dänemark Anspruch erhob. Mit seiner Ernennung zum russischen Thronfolger durch die kinderlose Zarin Elisabeth am 18. November 1742, begann in Schleswig Holstein die sogenannte Großfürstliche Zeit. Diese Regelung war nicht im Sinne Dänemarks und gerade Bernstorff als Außenminister engagierte sich ab den 1750er Jahren für eine Änderung. Diese Verhandlungen scheiterten jedoch zunächst.

Als Peter 1762 zum Zar gekrönt wurde, verschärfte sich dieser Konflikt, da Peter nun Russland und Holstein-Gottorf in Personalunion regierte und seinerseits Anspruch auf die Rückgabe der Gottorfer Anteile am Herzogtum Schleswig stellte, aus dem sein Vater 1713 vertrieben worden war. Im Juli 1762 stürzte Katharina ihren Ehemann, wodurch wieder Bewegung in die politische Situation kam, da nun auch das Herzogtum Holstein einen neuen Regenten brauchte.

Obwohl 1761 bis Sommer 1763 kurzfristig nach Polen versetzt, war Osten einer der wesentlichen Beteiligten bei dem Bündnis zwischen Russland und Dänemark vom 11. März 1765, das die Grundlage für den provisorischen Vertrag von 1767 sowie später den Vertrag von Zarskoje Selo von 1773 bildete. Osten, der 1768 von Bernstorff aus Russland abberufen worden war, profitierte allerdings nicht mehr davon. Katharina, inzwischen nun selbst als Katharina II. russische Zarin, ignorierte ihn, anscheinend wegen der engen Verbindung zu ihrem ehemaligen Liebhaber, der nun König von Polen geworden war.

Auszeichnungen und Gesandtschaft in Neapel

Als Osten Sankt Petersburg verließ, erhielt er als Auszeichnung sowohl den russischen Alexander-Newski-Orden als auch den polnischen Sankt-Stanislaus-Orden. 1768 erhob König Stanislaw Osten auch noch in den polnischen Grafenstand. Trotz dieser Gunstbezeugungen verließ Osten Russland verbittert und enttäuscht, woran er Bernsdorff die Schuld gab. Dieser hatte, so seine Ansicht, seinen Beitrag zu wenig gewürdigt. Auch die Ernennung zum Ritter des Dannebrogordens 1766 änderte seine Ansicht nicht.

Osten wurde als Gesandter nach Neapel geschickt, was er als Degradierung empfand, da das Königreich Neapel politisch eine Randfigur war. Später sollte er in die Niederlande gehen, doch der Sturz Bernstorffs durch Johann Friedrich Struensee am 15. September 1770 verhinderte dies und für Osten eröffneten sich neue Möglichkeiten.

Außenminister in Struensees Regierung

Als Struensee erkannte, dass ein fähiger und diplomatisch versierter Mann an der Spitze der Außenpolitik benötigt wurde, bot er Osten diese Position an. Osten nahm das Angebot bereitwillig an, auch um Bernstorff zu düpieren. Er kehrte im Dezember 1770 nach Kopenhagen zurück und wurde am 22. Dezember desselben Jahres dänischer Außenminister. Anders als bei Bernstorff war dieses Amt nun aber nicht mehr mit der Leitung der Deutschen Kanzlei verbunden. Stattdessen erhielt Osten die finanziell einträgliche Stelle als Direktor des Öresundzolls.

Ostens neue Dienststellung war allerdings auch von Komplikationen geprägt. Zum Einen griff Struensee immer wieder auch in die Außenpolitik ein und versuchte, Ostens Tätigkeit auf die eines Abteilungsleiters zu beschränken. Unter anderem durfte Osten nicht allein mit dem König verhandeln, sondern musste seine Ideen dem Kabinett schriftlich vorlegen und die Beschlüsse von diesem übermitteln lassen, da der König sie nach Struensees Diktat festlegte. Osten widerstrebte dies zutiefst, was seine Beziehung zu Struensee sehr belastete.

Weiterhin barg auch das Verhältnis zu Russland Konfliktpotential zwischen Struensee und Osten. Wie Bernstorff hielt Osten ein starkes Bündnis mit Russland und die Lösung der Gottorfer Frage für notwendig, während Struensee dieses Problem nicht so vorrangig erschien. Erst mit der Zeit ließ er sich von Osten überzeugen.

Nach Struensees Sturz

An der Verschwörung, die am 17. Januar 1772 zu Struensees Sturz führte, war Osten nicht beteiligt. Seine Konflikte mit dem gestürzten Herrscher waren jedoch so bekannt, dass er einen Sitz im am 13. Februar 1772 neugebildeten Staatsrat erhielt. Diejenigen, die zu Bernstorffs Kreis gehörten, freuten sich zwar über Ostens Bemühungen, seine Politik aufrechtzuerhalten, gaben ihm aber (wohl auch zurecht) die Schuld daran, dass Bernstorff nicht für einen neuen Dienstposten vorgesehen wurde.

Doch auch seine eigene Zeit in der neuen Regierung war von begrenzter Dauer. Bereits am 13. März 1773 wurde er seines Amtes als Außenminister enthoben. Er selbst glaubte, sein Sturz sei das Ergebnis einer Intrige, unter anderem durch Ove Høegh-Guldberg. Der Hauptgrund war jedoch, dass seine alten Gegner in Sankt Petersburg nicht glaubten, dass Russland ihm auf lange Sicht vertrauen könne, obwohl er während der Struensee-Zeit weiterhin Bernstorffs Politik der Annäherung verfolgt hatte. Osten wurde Stiftamtsmann in Aalborg, wo er 1774 zum Geheimen Konferenzrat ernannt wurde.

Er blieb trotz einiger Schwierigkeiten, sich mit seiner Rolle in der Provinz abzufinden, bis 1781 auf diesem Dienstposten und wurde dann 1782 Richter am obersten Gerichtshof Højesteret. 1783 erhielt er den Elefanten-Orden. 1788 wurde er zum overpræsident (deutsch etwa: Ersten Präsidenten) in Kopenhagen ernannt, trat jedoch 1794 von diesem Amt zurück und starb einige Jahre später. Sein Vermögen von rund 29.000 Reichstalern vermachte er dem Sankt Hans Hospital in Roskilde.

Literatur

Commons: Adolph Sigfried von der Osten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien