Adolfo Constanzo

Adolfo de Jesús Constanzo (* 1. November 1962 in Miami; † 6. Mai 1989 in Mexiko-Stadt) war ein kubanisch-US-amerikanischer Serienmörder, Drogenhändler und Sektenführer, der in Matamoros, Tamaulipas, Mexiko, eine berüchtigte okkulte Drogenhändlerbande anführte, die von den Medien als „Narcosatanisten“ (spanisch: Los Narcosatánicos) bezeichnet wurde.[1] Seine Sektenmitglieder gaben ihm den Spitznamen „Der Pate“ (El Padrino). Constanzo führte die Sekte zusammen mit Sara Aldrete, die von den Anhängern „Die Patin“ (La Madrina) genannt wurde. Die Sekte war an mehreren Ritualmorden beteiligt, darunter der Mord an Mark Kilroy, einem US-amerikanischen Studenten, der 1989 bei Matamoros entführt, gefoltert und getötet wurde.[2]

Frühes Leben

Adolfo Constanzo wurde 1962 in Miami, Florida, als Sohn von Delia Aurora González geboren, einer kubanischen Einwanderin. Sie brachte Adolfo im Alter von 15 Jahren zur Welt und hatte schließlich drei Kinder von verschiedenen Vätern. Nach dem Tod ihres ersten Mannes zog Delia nach San Juan, Puerto Rico, und heiratete dort erneut. Constanzo wurde katholisch getauft und war Messdiener, begleitete seine Mutter jedoch auch auf Reisen nach Haiti, um in Voodoo-Praktiken eingeführt zu werden.[3] Dank seiner Mutter, deren religiöse Praxis von dem mexikanischen Santería-Kult beeinflusst wurde, kam Costanzo früh mit dem Okkultismus in Berührung. So hinterließ seine Mutter Wohnungen häufig blutverschmiert von Tieropfern.[4]

Constanzos Familie kehrte 1972 nach Miami zurück, und sein Stiefvater starb kurz darauf und hinterließ der Familie etwas Geld. Als Teenager ging er bei einem örtlichen Vodoo-Magier in die Lehre und begann die Religion Palo Mayombe auszuüben, die Tieropfer beinhaltet. Delia heiratete erneut, und sein neuer Stiefvater war sowohl in die Kultopfer als auch in den Drogenhandel verwickelt. Constanzo und seine Mutter wurden mehrfach wegen Diebstahls und Betrugs verhaftet. Er schloss die High School ab, brach das Junior College jedoch nach schlechten Leistungen ab. In seiner Jugend frequentierte Constanzo Schwulenbars und trat als Kleinkrimineller in Erscheinung. 1981 wurde er zweimal wegen Diebstahls verhaftet (darunter Diebstahl einer Kettensäge) und Anfang 1983 schwor er der Gottheit Kadiempembe (Satan im Palo Mayombe) in einer rituellen Zeremonie die Treue.[5]

Zeit in Mexiko-Stadt

Constanzo zog 1983 nach Mexiko-Stadt und verdiente sich als Tarotleger im berüchtigten Viertel Zona Rosa (eine Hochburg der Prostitution). Hier rekrutierte er die ersten Anhänger seines Kultes: Martín Quintana, Omar Orea und den homosexuellen Hellseher Jorge Montes, mit dem Constanzo eine sexuelle Beziehung begann. Sie begannen ein lukratives Geschäft mit Wahrsagerei und Schutzzauber, für die teure rituelle Opferungen von Hühnern, Ziegen, Schlangen, Zebras und sogar Löwenbabys erforderlich waren. Viele seiner Kunden waren reiche Drogenhändler und Auftragskiller, die an den Schutz durch Constanzos „magischen“ Darbietungen glauben und ihm dafür Tausende Dollar zahlten. Er zog auch andere wohlhabende Mitglieder der mexikanischen Gesellschaft an, darunter Ärzte, Unternehmer und Models. Mindestens vier hochrangige korrupte Polizisten (darunter der mexikanische Chef von Interpol) traten seinem Kult bei, die ihn mit den mächtigen Drogenkartellen der Stadt bekannt machten.[6] Sein Kult soll mit dem bekannten Golf-Kartell in Verbindung gestanden haben.[7] Er stieg in den Drogenhandel ein, und durch seine Partnerschaft mit der mächtigen Calzadas-Familie konnte er sich 1987 einen Fuhrpark von Luxuswagen leisten, darunter ein Mercedes-Benz für 80.000 US-Dollar.[8]

Constanzo begann, Friedhöfe nach menschlichen Knochen zu durchsuchen, um sie in seinen Nganga, seinen Kessel, zu legen. Bald darauf beschloss seine Sekte, dass die Geister der Toten, die im Nganga wohnten, mit lebenden Menschenopfern anstelle von alten Knochen stärker würden (was der Sekte mehr Schutz bieten sollte).[6] Er glaubte auch, dass seine Magie, die er größtenteils von Palo Mayombe übernommen hatte, allein für den Erfolg seiner Geschäftspartner verantwortlich war, und verlangte 50 Prozent der Einnahmen aus den Geschäften der Calzadas. Als seine Forderung abgelehnt wurde, verschwanden sieben Familienmitglieder der Calzadas an Walpurgisnacht 1987. Wenige Tage später wurden ihre Leichen gefunden, denen Finger, Zehen, Ohren, Gehirne und in einem Fall sogar die Wirbelsäule fehlten.[6]

Constanzo freundete sich bald mit einem neuen Kartell an, den Hernandez-Brüdern. Eine junge Frau namens Sara Aldrete ließ sich auf Constanzo ein, sie wurde Hohepriesterin des Kultes. Constanzo machte Aldrete später zur Stellvertreterin in seinem Kult und wies sie an, seine Anhänger zu beaufsichtigen, während er Marihuana über die Grenze in die USA schmuggelte.[9]

Serienmorde auf der Rancho Santa Elena

1988 zog Constanzo nach Rancho Santa Elena, einem Haus in der Wüste nahe der Grenze mit Brownsville, Texas. Dort verübte er weitere sadistische Ritualmorde, manchmal an Fremden, manchmal an rivalisierenden Drogendealern. Die Ranch nutzte er auch, um riesige Lieferungen Kokain und Marihuana zu lagern.[6] Mindestens 23 Morde soll die Gruppe verübt haben. Die Opfer wurden grausam gefoltert und vor ihrem Tod von dem bisexuellen Constanzo vergewaltigt. Körperteile und Organe wurden in rituellen Zeremonien genutzt, die der Sekte und seinem Geschäftspartnern magischen Schutz verschaffen sollten. Für seine angeblichen übernatürlichen Fähigkeiten wurde Constanzo von den Kartellen gefürchtet. Dieser Prozess eskalierte, bis Constanzo schließlich entschied, dass die Bande das Gehirn eines amerikanischen Studenten benötigte, was 1989 in der Ermordung von Mark Kilroy gipfelte.

Am 13. März 1989 entführten Constanzos Handlanger einen Medizinstudenten, Mark Kilroy, vor einer Bar und brachten ihn auf die Ranch. Kilroy war US-amerikanischer Staatsbürger und hatte sich während der Frühlingsferien in Mexiko aufgehalten. Nachdem Kilroy auf die Ranch gebracht worden war, vergewaltige, folterte und tötete Constanzo ihn. Im Rahmen der Shchenach dem Studenten nahm auf Druck texanischer Politiker die mexikanische Polizei zunächst vier Anhänger von Constanzo fest, darunter zwei der Hernandez-Brüder. Die Sekte flog auf, als ihre Mitglieder mit ihren Taten prahlten und die Polizei fand heraus, dass Constanzo für Kilroys Tod verantwortlich war; er hatte für eines seiner Rituale ein „gutes/überlegenes Gehirn“ gesucht. Die Beamten durchsuchten die Ranch und fanden Constanzos Kessel, der verschiedene Gegenstände wie eine tote schwarze Katze und ein menschliches Gehirn enthielt.[6] Auf der Ranch wurden fünfzehn verstümmelte Leichen ausgegraben, darunter auch die von Kilroy.[6] Beamten zufolge war Kilroy von Constanzo mit einem Machetenhieb in den Nacken getötet worden, als Kilroy etwa 12 Stunden nach seiner Ankunft auf der Ranch zu fliehen versuchte.[10]

Tod

Constanzo floh nach Enttarnung seines Kultes mit vier seiner Anhänger nach Mexiko-Stadt. Sie wurden erst zufällig entdeckt, als die Polizei wegen einer anderen Auseinandersetzung in die Wohnung gerufen wurde. Als die Beamten näher kamen, glaubte Constanzo fälschlicherweise, sie hätten ihn gefunden, und eröffnete das Feuer mit einem Maschinengewehr. Dies führte zum Eintreffen von Polizeiverstärkung. Entschlossen, nicht ins Gefängnis zu gehen, übergab er die Waffe seinem Anhänger Álvaro de León und befahl ihm, ihn und Martín Quintana zu erschießen.[6] Als die Polizei die Wohnung erreichte, waren sowohl Constanzo als auch Quintana bereits tot. De León, bekannt als „El Duby“, und Sara Aldrete wurden sofort festgenommen.

Insgesamt wurden 14 Sektenmitglieder wegen einer Reihe von Straftaten angeklagt, darunter Mord, Drogenhandel und Behinderung der Justiz.[6] Sara Aldrete, Elio Hernández und Serafín Hernández wurden wegen mehrfachen Mordes verurteilt und zu Haftstrafen von jeweils über 60 Jahren verurteilt. De León erhielt eine Haftstrafe von 30 Jahren. Sollte die Mitführerin Aldrete jemals aus dem Gefängnis entlassen werden, planen die amerikanischen Behörden, sie wegen des Mordes an Mark Kilroy strafrechtlich zu verfolgen.[11]

Unklar blieb ob Constanzos Kult seinen Tod überlebt haben könnte. Seine Anhängerin Sara Aldrete sagte dazu: „Ich glaube nicht, dass dieser Kult mit uns enden wird, denn er hat viele Anhänger. In Monterrey haben sie einen Tempel gefunden, der nicht einmal mit uns in Verbindung steht. Er wird weiterbestehen.“ Auch die genaue Anzahl der Opfer ist unklar, so gab es zwischen 1987 und 1989 in und um Mexiko-Stadt 87 ungeklärte Ritualmorde, 14 davon mit Säuglingen als Opfern. Constanzos Sekte wurde in mindestens 16 dieser Fälle verdächtigt.[12]

Mediale Rezeption

In mehreren Dokumentationen wurde der Fall der Sekte behandelt. Die Discovery-Channel-Serie Most Evil porträtierte Constanzo in der 10. Folge („Cult Leaders“) der zweiten Staffel.[13] Der ZDF-Fernsehdokumentation In Satans Auftrag – Der Serienkiller Adolfo Constanzo wurde 2015 veröffentlicht.[14] 2023 wurde die dreiteilige Dokumentarserie The Narcosatanists auf Apple TV veröffentlicht.[15]

Der Horrorfilm Borderland aus dem Jahr 2007 basiert lose auf Constanzo und seiner Sekte. In dem Film Perdita Durango, der ebenfalls Anklänge an den Fall enthält, werden zwei amerikanische Teenager von hispanischen Kriminellen (die vor dem DEA geflohen sind) entführt, die ein Menschenopfer für die Santeria-Religion planen. Perdita Durango basiert auf dem Roman 59° and Raining: The Story of Perdita Durango von Barry Gifford aus dem Jahr 1992.

Siehe auch

Literatur

  • Edward Humes: Buried Secrets: A True Story of Serial Murder, Black Magic, and Drug-running on the U.S. Border. Dutton, 1991, ISBN 0-525-24946-X.

Einzelnachweise

  1. Narcosatánica: `Pido perdón a Dios`. In: El Universal. Abgerufen am 25. August 2025 (spanisch).
  2. jörg hafkemeyer: Menschenopfer, dem Drogengeschäft zuliebe. In: Die Tageszeitung: taz. 19. April 1989, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 25. August 2025]).
  3. Charlotte Greig: Evil serial killers : in the minds of monsters. New York : Barnes & Noble, 2005, ISBN 0-7607-7566-4, S. 88–90 (archive.org [abgerufen am 25. August 2025]).
  4. Adolfo Constanzo: Der Teufel von Matamoros. Abgerufen am 25. August 2025.
  5. The Sorcerer's Apprentice — Adolfo Constanzo — Crime Library. Abgerufen am 25. August 2025.
  6. a b c d e f g h Charlotte Greig: Evil serial killers : in the minds of monsters. New York : Barnes & Noble, 2005, ISBN 0-7607-7566-4, S. 88–90 (archive.org [abgerufen am 25. August 2025]).
  7. Benjamin T. Smith: The Mexican Press and Civil Society, 1940–1976: Stories from the Newsroom, Stories from the Street. UNC Press Books, 2018, ISBN 978-1-4696-3811-9 (google.de [abgerufen am 25. August 2025]).
  8. Blood Rites — Adolfo Constanzo — Crime Library. Abgerufen am 25. August 2025.
  9. 'La Madrina' — Adolfo Constanzo — Crime Library. Abgerufen am 25. August 2025.
  10. Drugs, Death and the Occult Meet In Grisly Inquiry at Mexico Border (Published 1989). 13. April 1989 (nytimes.com [abgerufen am 25. August 2025]).
  11. Michael Newton: Crime Library: "La Madrina" (Memento des Originals vom 13. August 2012 im Internet Archive). Abgerufen am 14. August 2018 (englisch). 
  12. The Legacy — Adolfo Constanzo — Crime Library. Abgerufen am 25. August 2025.
  13. Michael Stone, Tim Hopper, Neil Dudgeon: Most Evil. Optomen Productions, S2 Entertainment Partners, 13. Juli 2006, abgerufen am 25. August 2025.
  14. Brett O'Bourke, Valerie Shepard: In Satans Auftrag - Der Serienkiller Adolfo Constanzo. 28. Juli 2015, abgerufen am 25. August 2025.
  15. The Narcosatanist - Apple TV. Abgerufen am 25. August 2025 (britisches Englisch).