Adolf von Moltke

Adolf von Moltke, auch Adolph von Moltke, vollständig Bernhard Adolf Erdmann Georg von Moltke (* 8. April 1804 in Lübeck; † 7. April 1871 in Lugano) war ein deutscher Verwaltungsjurist in dänischen und später in preußischen Diensten. Er war 1848/49 Mitglied der Gemeinsamen Regierung in Schleswig-Holstein, der letzte dänische Administrator der Grafschaft Rantzau (1849–1865) und der erste Landrat des preußischen Kreises Pinneberg (1868–1870).
Herkunft
Adolf von Moltke stammte aus dem mecklenburgischen Adelsgeschlecht von Moltke. Er war der mittlere Sohn des späteren dänischen Generalleutnants Friedrich Philipp Victor von Moltke (1768–1845) und dessen aus Lübeck stammender Ehefrau Henriette Sophie, geborene Paschen (1776–1837). 1801 bis 1803 lebte die Familie auf Gut Gnewitz und zog dann nach Lübeck, wo Adolf geboren wurde. Nachdem der Vater 1806 in den dänischen Militärdienst getreten war, zog die Familie nach Dänemark. Der spätere preußische Generalstabschef Helmuth Karl Bernhard (1800–1891) war sein älterer und der spätere Regierungsrat Louis von Moltke (1805–1889) sein jüngerer Bruder.
Leben
In seiner Jugend galt er als „ein schwächlicher Knabe mit zarten Gesichtszügen“[1]; er hatte zeitlebens mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität Berlin und ab Sommersemester 1825 an der Universität Heidelberg.[2]

1828 bestand er das juristische Amtsexamen vor dem Obergericht Gottorf, das für das damals unter dänischer Herrschaft stehende Herzogtum Schleswig zuständig war. 1829 wurde er Sekretär beim Landdrosten in Pinneberg, 1834 Bureauchef bei der schleswigschen Regierung in Gottorf und 1836 Rat am Obergericht für Holstein in Glückstadt. 1843 kam er als Deputierter der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen Kanzlei nach Kopenhagen.
Im Revolutionsjahr 1848 war er Abgeordneter der Schleswig-Holsteinischen Landesversammlung, wo er zu den eher konservativen Vertretern zählte. Nach dem Vertrag von Malmö (1848) wurde er in die von Dänemark und Preußen eingesetzte Gemeinsame Regierung Schleswig-Holsteins berufen.
In der Zeit der Schleswig-Holsteinischen Erhebung gegen die dänische Herrschaft setzte die Statthalterschaft für Schleswig-Holstein Moltke 1849 als Administrator der Grafschaft Rantzau und Intendant der mit ihr administrativ verbundenen Herrschaften Herzhorn, Sommerland und Grönland (heute Ortsteil von Sommerland) ein. Im Gegensatz zur Schleswig-Holsteinischen Landesversammlung und den Statthaltern setzte er sich für einen Waffenstillstand zwischen Preußen und Dänemark ein. Nach dessen Abschluss bezog er mit seiner Familie als Amtssitz das Schloss Rantzau auf der Schlossinsel (Barmstedt). Nach der Niederlage der Schleswig-Holsteinischen Erhebung und der Wiederherstellung der dänischen Herrschaft blieb Moltke ebenso im Amt wie während der Bundesexekution gegen die Herzogtümer Holstein und Lauenburg von 1863.
Bei der Neuordnung der Verwaltung nach dem Herrschaftswechsel in Folge des Deutsch-Dänischen Krieges 1864 und des Deutschen Krieges 1866 wurde die Grafschaft Rantzau mit der Herrschaft Pinneberg sowie den Güterbezirken Haseldorf, Haselau, Flottbek, Seestermühe und dem Klosterbezirk Uetersen 1867 zum neuen Kreis Pinneberg zusammengelegt. Wohl nicht ganz ohne Zutun seines Bruders erhielt Adolf von Moltke die Ernennung zum ersten preußischen Landrat des Kreises Pinneberg. Neuer Amts- und Wohnsitz wurde die Drostei (Pinneberg).
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Schloss Rantzau in Barmstedt, Amts- und Wohnsitz von 1849 bis 1868
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Drostei Pinneberg, Amts- und Wohnsitz von 1868 bis 1870 -
Schloss Kreisau
Zum 1. Juni 1870 trat er in den Ruhestand. Der Plan, zu seinem Bruder auf dessen Gut Kreisau in Schlesien zu ziehen und es zum gemeinsamen Altersruhesitz zu machen, wurde nur in Anfängen verwirklicht, da Adolf von Moltke schon im Frühjahr 1871 während einer Erholungsreise in Lugano starb. Er wurde auf dem Neuen Friedhof in Barmstedt begraben. Seine Witwe zog nach Kreisau und lebte dort noch 30 Jahre. Der älteste Sohn wurde Erbe seines Onkels, des kinderlosen Generalfeldmarschalls.
Familie
Adolf von Moltke war seit 1836 verheiratet mit Adolfine Doris Auguste (1814–1902), geb. von Krohn, einer Tochter des August von Krohn. Das Paar hatte außer zwei Töchtern, die früh starben, die Söhne:
- Wilhelm Joseph Bernhard Friedrich Adolf von Moltke (1845–1905), ab 1891: Graf von Moltke, erbt Kreisau, Großvater von Helmuth James Graf von Moltke ⚭ Ella von Bethusy-Huc (* 31. August 1856; † 30. Dezember 1924), Tochter des Eduard Georg von Bethusy-Huc
- Helmuth Johannes Ludwig von Moltke (1848–1916), der jüngere Moltke, preußischer Generaloberst
- Friedrich von Moltke (1852–1927), preußischer Staats- und Innenminister, Vater des Hans-Adolf von Moltke
- Ludwig Karl John von Moltke (1854– )
und dessen Zwillingsschwester
- (Anna) Maria (Petrea) (* 1. Juli 1854; † 10. Juli 1924) ⚭ Eugen von Kulmiz (* 5. Juni 1850; † 8. März 1925), (lda- und Marienhütte, Kreis Striegau, Bruder des Paul von Kulmiz)[3] Schwiegermutter des Friedrich von Winterfeld
Auszeichnungen
- 1845 Dannebrogorden, Ritter
- 1847 Titel Kammerherr
- 1859 Dannebrogsmann
- 1870 Königlicher Kronen-Orden (Preußen) 2. Klasse[4]
Literatur
- H. H. Langhorn: Historische Nachrichten über die dänischen Moltke's. Mohr, Kiel 1871, S. 15 f.
- Lebensbild des Bruders Adolf. In: Stanislaus von Leszczynski (Hrsg.): Gesammelte Schriften und Denkwürdigkeiten des General-Feldmarschalls Grafen Helmuth von Moltke. Band 4: Briefe. Mittler & Sohn, Berlin 1891, S. 107–109.
- Olaf Jessen: Die Moltkes. Biographie einer Familie. C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60499-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Lebensbild des Bruders Adolf. In: Stanislaus von Leszczynski (Hrsg.): Gesammelte Schriften und Denkwürdigkeiten des General-Feldmarschalls Grafen Helmuth von Moltke. Band 4: Briefe. Mittler & Sohn, Berlin 1891, S. 107–109.
- ↑ Gustav Toepke (Hrsg.): Die Matrikel der Universität Heidelberg. 5. Teil: Von 1807 bis 1846. Carl Winter, Heidelberg 1904, S. 292, Nr. 77 (Digitalisat).
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der D.A.G. Teil B (Briefadel). 1936. Jg. 28, Justus Perthes Gotha 1935, S. 402 f. Siehe: FamilySearch (Kostenfrei).
- ↑ Königlich Preußischer Staats-Anzeiger, 1870, S. 2057.