Abul Baraa

Abul Baraa (* 1973), geboren als Ahmad Armih, ist ein deutscher salafistischer Prediger. Er wurde durch seine Tätigkeit in der As-Sahaba-Moschee in Berlin-Wedding und seine umfangreiche Online-Präsenz bekannt. Sicherheitsbehörden ordnen ihn dem politischen Salafismus zu.[1]

Leben und Wirken

Ahmad Armith ist palästinensischer Abstammung und wuchs im Libanon auf, bevor er nach Deutschland kam.[2] Er trat unter dem Kuny „Abul Baraa“ als Prediger auf und hielt Vorträge, die über lokale Veranstaltungen hinaus Verbreitung fanden. Seit 2002 betreibt er Daʿwa. Bis zur Schließung der As-Sahaba-Moschee im Jahr 2020 war er dort Hauptimam.

Seit 2018 betreibt er einen eigenen YouTube-Kanal.[2] Nach der Schließung der Moschee verlagerte er seine Aktivitäten zunehmend ins Internet, insbesondere auf Plattformen wie YouTube, Instagram und TikTok. Dort verbreitet er salafistische Inhalte, beantwortet Alltagsfragen und predigt eine rigide Auslegung des Islams. Im August 2020 führte er beispielsweise in einer seiner Predigten in der „Deutschsprachigen Muslimischen Gemeinde“ in Braunschweig aus, dass der Islam in Verruf geraten sei und von allen Seiten bekämpft werde. Alle anderen Religionen neben dem Islam seien falsch und ihre Anhänger würden zwangsläufig in die Hölle kommen.[1]

As-Sahaba-Moschee

As-Sahaba-Moschee in der Sprengelstraße in Berlin-Wedding

Die As-Sahaba-Moschee in Berlin-Wedding war ein Zentrum salafistischer Aktivitäten. Sie wurde 2010 gegründet und war bis Ende 2019 aktiv. Der Berliner Verfassungsschutz zählte sie zu den drei wichtigsten Treffpunkten für Salafisten in Berlin. Im Dezember 2018 wurde die Moschee aufgrund des Verdachts auf Terrorismusfinanzierung durchsucht.[3] Im Rahmen dieser Ermittlungen wurde Abul Baraa als Verdächtiger geführt.

Online-Aktivitäten

Nach der Schließung der Moschee intensivierte Abul Baraa seine Online-Aktivitäten. Er betreibt einen YouTube-Kanal, auf dem er 2024 bereits ca. 2000 Videos mit Predigten und religiösen Inhalten veröffentlicht hat.[4] Seine Videos erreichen eine breite Anhängerschaft, insbesondere unter jungen Muslimen. Dabei propagiert er eine strikte Auslegung des Islams und lehnt westliche Einflüsse ab.

Kontroversen

Abul Baraa geriet mehrfach in die öffentliche Aufmerksamkeit:

  • Im April 2020 wurde er von der Generalstaatsanwaltschaft Berlin angeklagt, zusammen mit seiner Frau unrechtmäßig Corona-Soforthilfen in Höhe von 18.000 Euro bezogen zu haben. Die Ermittlungen wurden im Zusammenhang mit Terrorismusfinanzierung geführt.
  • Im August 2024 berichteten Medien, dass einer der Verdächtigen, die einen Anschlag auf ein Taylor-Swift-Konzert in Wien geplant haben, durch Abul Baraa radikalisiert worden sein soll. Diese Information wurde jedoch nicht durch offizielle Stellen bestätigt.

Einschätzungen der Behörden

Mehrere Landesämter für Verfassungsschutz ordnen Abul Baraa dem salafistischen Spektrum zu. Nach Einschätzung des Verfassungsschutz Niedersachsen enthalten seine Vorträge klassische Elemente des Salafismus wie die Erhebung salafistischer Muslime über alle anderen Menschen sowie die klare Trennung zwischen Gläubigen und Ungläubigen. Dies entspreche dem salafistischen Prinzip „al-wala wa-l-bara“, der Loyalität (wala) gegenüber den Muslimen und der Lossagung (bara) von den Ungläubigen (Kuffar). Ebenso propagiere er eine „angebliche Diskriminierung und Verfolgung des Islams“, und rufe die „wahrhaft Gläubigen“ dazu auf, die Mehrheitsgesellschaft abzulehnen und sich in einer salafistischen Parallelwelt abzuschotten.[1]

Nach übereinstimmenden behördlichen Analysen werden in seinen Vorträgen wiederkehrende salafistische Themen und Abgrenzungsmechanismen herausgestellt. Seine Inhalte werden als potenziell radikalisierend eingestuft.

Einzelnachweise

  1. a b c vergl. Wirken des überregionalen Predigers Abul Baraa Verfassungsschutz Niedersachsen, abgerufen am 7. September 2025
  2. a b Islamismus. Serie „Salafistische Netzwerke im Wandel“. Teil 10: Ahmad Abul Baraa Verfassungsschutz Baden-Württemberg, abgerufen am 7. September 2025
  3. Razzia in Berliner Moschee in: Der Spiegel, 18. Dezember 2018, abgerufen am 7. September 2025
  4. Salma Abdelaziz, Florence Davey-Attlee, Nina Avramova: The ‘rock star’ preacher influencing young people online CNN World, 15. August 2024, abgerufen am 7. September 2025