Absturz einer North American B-25 bei Colomb-Béchar

North American B-25 der US-Streitkräfte
Leclerc (1944)

Der Absturz einer North American B-25 bei Colomb-Béchar war ein Flugunfall, der sich am 28. November 1947 im damals zu Frankreich gehörenden Algerien ereignete. Die verunglückte Maschine der Armée de l’air beförderte den französischen General und Kriegshelden des Zweiten Weltkriegs Philippe Leclerc de Hauteclocque. Leclerc und die 12 weiteren Insassen der Maschine kamen bei dem Unfall ums Leben.

Flugzeug

Bei dem Flugzeug handelte es sich um ein Exemplar der North American B-25D-10 „Mitchell“ (USAAF-Seriennr. 41-30330), eines zweimotorigen mittelschweren Bombers, der französischen Luftstreitkräfte.[1] Die Unfallmaschine mit dem Namen „Tailly“ war zum Transport wichtiger Personen umgebaut worden und unter anderem mit einem kleinen Schreibtisch und Liegen ausgestattet. Sie stand Leclerc persönlich zur Verfügung.[2]

Insassen

Den Aufzeichnungen am Luftwaffenstützpunkt Oran-La Sénia zufolge befanden sich 12 Personen an Bord, davon vier Besatzungsmitglieder und acht Passagiere. Zu diesen Angaben im Widerspruch steht, dass an der Absturzstelle die sterblichen Überreste von 13 Personen gefunden wurden.[2]

Bei den vier Besatzungsmitgliedern handelte es sich um den Flugzeugführer Leutnant Delluc, den Navigator Leutnant Pilliboue, den Bordmechaniker Hauptfeldwebel Guillou und den Bordfunker Feldwebel Lamotte. Delluc verfügte über 2000 Flugstunden Erfahrung. Im Krieg war er auf Halifax-Bombern geflogen und hatte von Mai bis Dezember 1944 von England aus 36 Gefechtseinsätze absolviert. Der Einsatz am Unglückstag war sein sechster Flug für Leclerc. Der für Leclercs Flüge üblicherweise als Flugzeugführer eingesetzte Leutnant Legoc stand wegen Krankheit nicht zur Verfügung.[2]

Bei den auf der Passagierliste verzeichneten Fluggästen handelte es sich neben dem 45-jährigen Leclerc um sieben weitere Offiziere, nämlich die Obersten Fouchet, du Garreau de La Méchénie, Clémentin und Fieschi sowie um den Kapitän zur See Frichement, den Major Meyrand sowie den Leutnant Miron de L’Espinay.[2]

Flugverlauf

Leclerc, der in seiner Funktion als Generalinspekteur der französischen Land-, See- und Luftstreitkräfte reiste, war am 26. November in Oran angekommen. Der Flug am 28. November sollte von dem Luftwaffenstützpunkt Oran-La Sénia – an der Stelle des heutigen Flughafens Oran Es Sénia gelegen – nach Colomb-Béchar führen, von wo Leclerc nach Timimoun weiterreisen sollte. Der Abflug war für 10:15 Uhr vorgesehen. Trotz der Vorhersage schlechten Wetters und bedeutender Sandstürme entschloss sich Flugzeugführer Delluc nach anfänglichem Zögern, den Flug dennoch durchzuführen, nachdem Leclerc ihn dazu aufgefordert hatte. Die B-25 verfügte über genug Treibstoffreserven, um in dem Fall, dass eine Landung in Colomb-Béchar nicht möglich gewesen wäre, nach Oran zurückzukehren.[2]

Der Abflug erfolgte mit angestrebter Ankunftszeit 11:45 Uhr. Dreizehn Minuten nach dem Start forderte Delluc aus Béchar einen Wetterbericht an. Ihm wurden zeitweiser, schwacher Regen, eine Sichtweite von fünf bis zehn Kilometer sowie eine Wolkendecke in 500 Meter Höhe sowie Wind aus südlicher Richtung mit Geschwindigkeiten von 50 bis 60 km/h mit Böen gemeldet. Die B-25 befand sich auf einer Flughöhe von 8000 Fuß.

Um 11:34 Uhr gab Colomb-Béchar eine Funkpeilung an die Besatzung durch. Zwölf Minuten darauf überflog die Maschine die Station Bouarfa in Marokko. Danach sank das Flugzeug und begab sich in Tiefflug, vermutlich um es der Besatzung zu ermöglichen, sich im Sichtflug zu orientieren. Zeugen beobachteten die Maschine, wie sie in etwa 20 Meter Höhe den Gleisen der Mittelmeer-Niger-Bahn entlang flog. Das Flugzeug stürzte um 12:01 Uhr etwa 56 Kilometer nördlich von Colomb-Béchar auf den Bahndamm – vermutlich bei dem Versuch des Piloten, im Anflug auf etwas hügeligeres Gelände an Höhe zu gewinnen – und geriet in Brand.[2]

Bergung

Als Rettungskräfte am Unfallort eintrafen, war der Brand noch nicht erloschen. Die Trümmer des Flugzeugs waren über mehrere dutzend Meter verstreut. Die Leichen waren stark verstümmelt und ebenfalls weit verstreut. Um 20 Uhr war der Bergungstrupp zurück in Colomb-Béchar. Die Ärzte im Krankenhaus der Stadt zählten die Rümpfe von 13 Todesopfern, aber nur 12 Köpfe. Die Identität der 13. Person und der Widerspruch zwischen den Papieren und der Zahl Leichen wurde nie geklärt.[2]

Reaktionen und Untersuchungen zur Unfallursache

Die Todesumstände Leclercs, den die Aura des Helden der Libération und des Befreiers von Paris umgab, gaben im Kontext des beginnenden Kalten Kriegs und einer gespannten politischen Situation in Frankreich selbst, in der das Militär auch eine wichtige politische Rolle spielte, unmittelbar Anlass zu zahlreichen Verdächtigungen unterschiedlicher Art. Die politische Rechte und die Sozialisten in Frankreich vermuteten ein von den Kommunisten organisiertes Attentat; diese wiederum verdächtigten Charles de Gaulle, mit Leclerc einen möglichen politischen Rivalen aus dem Weg geräumt zu haben. Wieder andere Vermutungen erwogen eine Verschwörung von britischer Seite im Zusammenhang mit Erdölförderrechten in der Sahara.[2]

Die Luftstreitkräfte kamen zu dem Schluss, es habe sich um einen Unfall gehandelt, der durch eine Kombination aus schlechtem Wetter und Fehlverhalten des Flugzeugführers verursacht worden sei.[2]

An der Absturzstelle wurde spätestens in den 1950er Jahren ein Denkmal errichtet.[3][4]

Einzelnachweise

  1. North American B-25A/J Mitchell - Aircam Aviation Series No. 22, ohne Seitennr. (Wird dort aber irrtümlich als Mitchell III angesprochen.)
  2. a b c d e f g h i Jean-Dominique Merchet: L’inconnu du dernier vol du général Leclerc. In: liberation.fr. 28. November 1997, abgerufen am 28. März 2017 (französisch).
  3. Monument érigé à la mémoire du maréchal Leclerc. In: imagesdefense.gouv.fr. Abgerufen am 14. September 2025 (französisch, Foto des Denkmals, aufgenommen am 20. Juli 1956 von einem Angehörigen des Service cinématographique des armées en Algérie).
  4. Satellitenbild des Denkmals an der Absturzstelle auf Google Maps, abgerufen am 15. September 2025.

Koordinaten: 32° 7′ 54,1″ N, 2° 19′ 18,2″ W