Aafje Heynis

Aafje Heynis (1960)

Aafje Heynis (* 2. Mai 1924 in Krommenie; † 16. Dezember 2015 in Huizen) war eine niederländische Altsängerin und Gesangslehrerin.

Leben und Karriere

Heynis sang schon in jungen Jahren in einem Kinderchor. Mit siebzehn Jahren empfahl ihr der Dirigent eines Gesangsvereins in Krommenie den Gesangslehrer Jo Immink in Amsterdam. Von 1946 bis 1949 erhielt sie professionellen Gesangsunterricht bei Aaltje Noordewier-Reddingius und Bodi Rapp. Sie wurde eine gefeierte Konzertsängerin, auch dank der Unterstützung der Sopranistin Jo Vincent, des Chorleiters Anthon van der Horst und des Basses Laurens Bogtman, die ihr außergewöhnliches Talent früh erkannten. Eine Aufführung von BrahmsAlt-Rhapsodie mit dem Concertgebouw-Orchester unter der Leitung von Eduard van Beinum brachte ihr begeisterte Kritiken ein. Ihre Stimme wurde mit der der berühmten britischen Altistin Kathleen Ferrier verglichen, doch beide Sängerinnen hatten ihren eigenen, unverwechselbaren Stil.

Ab Mitte der 1950er Jahre trat Heynis im In- und Ausland auf. Sie galt als hervorragende Interpretin von Werken von Brahms, Bach, Händel, Mendelssohn, Beethoven und Mahler. Sie arbeitete mit namhaften Dirigenten wie Beinum, Bernard Haitink, Otto Klemperer, Charles Münch und Wolfgang Sawallisch zusammen und nahm zahlreiche Alben auf. Sie gab auch Gesangsunterricht. Obwohl sie als christliche Oratoriensängerin ein etwas einseitiges Image hatte (sie brillierte in der Matthäus-Passion), waren ihr Repertoire und ihre Fähigkeiten viel breiter gefächert. Opernrollen sang sie nie.

Ihren letzten Auftritt gab sie am 19. Dezember 1983; danach beschloss sie abrupt, ihre Karriere zu beenden. Der unmittelbare Grund war die Erkrankung ihres Mannes, doch zuvor hatte sie erklärt: „Ich werde mit dem Singen aufhören, solange ich noch auf dem Gipfel des Berges bin. Beim Abstieg wird kein Publikum anwesend sein.“ Damit traf sie dieselbe Entscheidung wie Jo Vincent, die ebenfalls auf dem Höhepunkt ihrer Karriere aufgehört hatte. Als Gesangslehrerin unterrichtete Aafje Heynis anschließend zahlreiche Schüler (darunter Charlotte Margiono). Sie gilt als eine der größten niederländischen Sängerinnen. Ihre alten Aufnahmen aus den 1950er und 1960er Jahren wurden mit großem Erfolg auf CD neu aufgelegt.

Privatleben

Aafje Heynis wuchs im niederländisch-reformierten Glauben auf. Wegen ihrer vermeintlichen Vorliebe für vorwiegend spirituelles Repertoire wurde sie als „evangelistische Sängerin“ bezeichnet. Sie selbst sagte, diese Bezeichnung habe sie sich vor allem durch ihr zahlreiches Oratorien-Singen verdient. „Aber ich hätte nie über Gott singen können, wenn ich nicht wirklich religiös gewesen wäre. Ich wollte über ihn singen, und so habe ich meinen Glauben bekannt.“ Später konvertierte Heynis zur römisch-katholischen Kirche.[1]

Sie war mit dem Rechtsanwalt Hendrik Jacob Pieter Dolk (1921–1985) verheiratet, der aus einer früheren Ehe zwei Söhne hatte. Aafje Heynis starb 2015 im Alter von 91 Jahren in einem Pflegeheim in Huizen.[2]

Diskografie (Auswahl)

Zusammenstellungen und Neuauflagen

  • Dank sei Dir Herr, mit Arien unter anderem von Bach und Händel (2003)
  • Les rarissimes de Aafje Heynis, mit Werken von Gluck, Haydn, Dvořák, Franck, Caplet, Brahms, Schubert, R. Strauss, Wolf, Mahler (EMI, 2005)
  • Erbarme dich, komplette Philips-Aufnahmen, 6 CDs (2008)

Literatur

  • Mieke Klunder, Aafje Heynis: Priesteres in haar vak. Cyclus, Antwerpen/Apeldoorn, 2008. 223 p. ISBN 978-90-8575-026-0.
  • Sytske van Aalsum, Strijdvaardig, maar ik ben niet dapper, Trouw, 12 juni 1999.
Commons: Aafje Heynis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ended in the Flood, Interview mit Aafje Heynis zur sechsbändigen Ausgabe all ihrer Philips-Aufnahmen, Erbarme dich, Universal Music, 2008
  2. Aafje Heynis (1924-2015) was te verlegen en beschroomd voor opera auf parool.nl (niederländisch)