A-23 A

A-23 A (im Bild rechts oben) nordöstlich der Joinville-Inseln (Bildmitte), an die sich die Spitze der Antarktischen Halbinsel anschließt (im Bild links unten)

A-23 A (auch: A23a) ist ein tafelförmiger Eisberg, der 1986 vom Filchner-Ronne-Schelfeis abkalbte und jahrzehntelang im Weddellmeer verharrte, wo er am Meeresboden aufsaß.[1] Mit einer ursprünglichen Fläche von rund 3400 bis 4000 km² galt A-23 A bis Ende 2024 zeitweise als größter Eisberg der Welt.[2][3] Seit dem raschen Verfall auf etwa 1700 km² (September 2025) gilt er nun als zweitgrößter Eisberg hinter D15a mit rund 3000 km².[4]

Verlauf

Bis 2023 zurückgelegte Strecke

Nach dem Kalben vom Filchner-Ronne-Schelfeis im Jahr 1986 musste die darauf befindliche sowjetische Forschungsstation Druschnaja 1 verlegt werden.[5] Bis 2020 blieb der bis zu etwa 300 m tief ins Meer reichende Eisberg weitgehend ortsfest, da er am Meeresboden aufsaß.[1][5][6]

Im November 2023 setzte sich A-23 A in Bewegung, driftete nordwärts und passierte innerhalb weniger Wochen die Joinville-Inseln an der Nordostspitze der Antarktischen Halbinsel.[7] Im Südwinter 2024 blieb der Eisberg in der Scotiasee etwa 150 km nördlich der Südlichen Orkneyinseln in einem Taylor-Wirbel über dem Pirie-Bank-Seamount „gefangen“ und rotierte dort mit rund 15° pro Tag.[8][9]

Im Dezember 2024 verließ A-23 A den Wirbel und steuerte Südgeorgien an.[3] Anfang März 2025 lief er vor Südgeorgien auf Grund und kam vorübergehend zum Stillstand;[10][11] NASA-Bilder vom 4. März zeigen den festliegenden Eisberg nahe dem Schelf der Insel.[12] Im Mai 2025 schwamm A-23 A wieder frei und folgte seither dem starken SACCF-Jet gegen den Uhrzeigersinn um Südgeorgien; anschließend driftete er ost- bis nordostwärts in den Südatlantik („Iceberg Alley“).[4]

Zerfall und Fragmentierung im Jahr 2025

Bereits im Frühjahr 2025 begann der Eisberg stärker zu zerbrechen. Zwischen dem 11. und 12. April 2025 spaltete sich A-23 C (ca. 20 × 8 km) von der Nordostkante ab;[13] im Juli folgten die Fragmente A-23 D (ca. 159 km²) und A-23 E (ca. 73 km²), womit die Gesamtfläche von A-23 A auf etwa 2.510 km² sank.[14][15] Am 17. August 2025 kalbte A-23 F; bis zum 21. August hatte es sich bereits weiter in Teilstücke zerlegt und A-23 A selbst zeigte „edge wasting“ an den Kanten.[16] Anfang September 2025 meldete der British Antarctic Survey schließlich einen raschen Zerfall in mehrere sehr große Teilstücke; die Fläche von A-23 A lag zu diesem Zeitpunkt bei nur noch etwa 1700 km².[4]

Größe und Masse

Angaben zur Größe von A-23 A variieren; die Flächenangaben reichen von etwa 3360 bis 4000 km² (vergleichbar mit Mallorca). Die Masse lag zeitweise bei nahezu einer Billion Tonnen.[8][11] Bis Ende 2024 führte A-23 A mehrfach die Liste der jeweils größten derzeitigen Eisberge an;[2][3] nach den Abbrüchen 2025 ging dieser Status an D15a über, der mit rund 3.000 km² vergleichsweise stabil nahe der australischen Davis-Station liegt (Stand: September 2025).[4]

Ökologische Aspekte

Das zeitweilige Auflaufen auf der Schelfkante Südgeorgiens und der anschließende Zerfall könnten lokale Ökosysteme sowohl belasten (mechanische Störungen am Meeresboden, Risiken für Fischerei/Schifffahrt) als auch befördern (Eintrag großer Mengen nährstoffreichen Schmelzwassers mit möglichen Phytoplankton-Blüten).[4][10]

Name

Die Benennung/Nummerierung antarktischer Eisberge mit einer Längenausdehnung von mindestens 10 Seemeilen erfolgt durch das US-amerikanische National Ice Center (USNIC). Der erste Buchstabe kennzeichnet den Herkunftsquadranten (A = 0°–90° westl. Länge; B = 90° W–180°; C = 180°–90° östl. Länge; D = 90° O–0°).[17] A-23 A erhielt demnach das A für den Quadranten, 23 als laufende Nummer seit 1978 und A als Unterteilung nach dem Zerbrechen des Ursprungseisbergs.

Siehe auch

Lage der Pirie-Bank in der Scotiasee, wo A-23 A bis Dezember 2024 rotierte, und von Südgeorgien
Commons: A-23 A – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Iceberg Grinds to a Stop off South Georgia Island. In: NASA Earth Observatory. 4. März 2025, abgerufen am 3. September 2025 (englisch).
  2. a b Largest iceberg (current). In: Guinness World Records. 5. Dezember 2023, abgerufen am 3. September 2025 (englisch).
  3. a b c Weltweit größter Eisberg setzt sich in Bewegung. In: tagesschau.de. 17. Dezember 2024, abgerufen am 3. September 2025.
  4. a b c d e Lianne Kolirin; Issy Ronald: World’s biggest iceberg, A23a, has broken up. In: CNN. 3. September 2025, abgerufen am 3. September 2025 (englisch).
  5. a b Russians Find Missing Polar Post. In: The New York Times. 25. Januar 1987, abgerufen am 3. September 2025 (englisch).
  6. Riesiger Eisberg in der Antarktis: Begegnung mit britischem Forschungsschiff. In: tagesschau.de. 5. Dezember 2023, abgerufen am 3. September 2025.
  7. Der größte Eisberg der Welt bewegt sich nach Norden. In: National Geographic (de). 1. Dezember 2023, abgerufen am 3. September 2025.
  8. a b Größter Eisberg der Welt hängt in riesigem Wasserstrudel fest. In: Der Spiegel. 8. August 2024, abgerufen am 3. September 2025.
  9. Horst Rademacher: Ein Koloss, der nicht weiterkommt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 20. August 2024, abgerufen am 3. September 2025.
  10. a b World's largest iceberg runs aground off remote island. In: BBC News. 4. März 2025, abgerufen am 3. September 2025 (englisch).
  11. a b World’s largest iceberg grounds near sub-Antarctic Island of South Georgia. In: British Antarctic Survey. 4. März 2025, abgerufen am 3. September 2025 (englisch).
  12. Iceberg A23A Grounded Near South Georgia Island. In: NASA Earthdata Worldview. 6. März 2025, abgerufen am 3. September 2025 (englisch).
  13. Iceberg A23A Sheds a Piece. In: NASA Earthdata Worldview. 8. Mai 2025, abgerufen am 3. September 2025 (englisch).
  14. Antarctic Iceberg Downsizes. In: NASA Earth Observatory. 22. Juli 2025, abgerufen am 3. September 2025 (englisch).
  15. South Georgia, forty year old Antarctica iceberg breaking up and drifting north. In: MercoPress. 5. August 2025, abgerufen am 3. September 2025 (englisch).
  16. Antarctic Iceberg A23A Continues to Crumble. In: NASA Earthdata Worldview. 21. August 2025, abgerufen am 3. September 2025 (englisch).
  17. Antarctic Iceberg Naming and Tracking Information. In: U.S. National Ice Center. Abgerufen am 3. September 2025 (englisch).