2-cm-Maschinenkanone M.1938
| 2-cm-Maschinenkanone M.1938 | |
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| Allgemeine Angaben | |
| Entwickler/Hersteller | Dansk Industri Syndikat A/S |
| Produktionsstart | 1933 |
| Waffenkategorie | Maschinenkanone |
| Technische Daten | |
| Gesamtlänge | 2,50 m |
| Rohrlänge | 1,20 m |
| Kaliber | 2 cm |
| Kaliberlänge | L/60 |
Die 2-cm-Maschinenkanone M.1938 war eine dänische Schnellfeuerkanone, welche kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges entwickelt wurde.
Entwicklung
Die ersten Entwicklungsarbeiten an einer neuen 2-cm-Schnellfeuerkanone wurden durch den Oberst Wilhelm Hermann Oluf Madsen durchgeführt. Im Jahr 1937 griff die dänische Firma Dansk Industri Syndikat A/S (DISA) die Arbeiten wieder auf und führte die Entwicklungsarbeiten weiter.
Ursprünglich als Flugabwehrkanone konzipiert, sollte sie auch zur Flügelmontage oder in mobilen Geschütztürmen montierbar sein. Eine Montage als Bordgeschütz über einem Flugzeugmotor eines einsitzigen Jägers wollte man nicht durchführen, da man aufgrund der Mündungsgeschwindigkeit von 900 m/s davon ausging, die starken Vibrationen könnten die Motoren beschädigen. Nachdem man mehrere Konstruktionsänderungen vornahm und erfolglose Tests durchgeführt wurden, begann man mit einer Neuausrichtung. Nun sollte das Geschütz für den Bodeneinsatz spezialisiert werden.
Anfang der 1930er Jahre ging das Geschütz mit der Bezeichnung 2-cm-Maschinenkanone M.1938 in die Serienproduktion und wurde nach der Einführung die Hauptwaffe des dänischen Militärs.
Produktion
Die Produktion des Schnellfeuerkanone fand im DISA-Werk in Herlev bei Kopenhagen statt.
Technische Beschreibung
Die Schnellfeuerkanone bestand aus drei Hauptgruppen, dem Geschützrohrmantel mit dem Rückstoßzylinder und Gehäuse, dem Geschützrohr mit Laufverlängerung, sowie dem Verschluss. Der Geschützrohrmantel verfügte über mehrere Löcher für die Luftkühlung des Geschützrohres. Der Verschluss bestand aus einem oberen Deckel, sowie einem mittleren und unteren Teil. Ohne die Lafette wog das Geschütz lediglich 55 kg. Die Radlafette hatte ein Gewicht um die 64 kg.[1]
Die Mechanik der 2-cm-Maschinenkanone M.1938 basierte strukturell auf denen der leichten Maschinengewehre zur damaligen Zeit. Der Rückstoß war kurz und das Patronenverriegelungsschema blieb das Gleiche. Der Hauptunterschied zu den Maschinengewehren bestand in der Verwendung einer leistungsstärkeren hydraulischen Rückstoßbremse, welche die mechanische Feder ersetzte. Damit konnte der Rückstoß bei der Schussabgabe besser gedämpft und aufgefangen werden. Die Waffe konnte halb- oder vollautomatisch abgefeuert werden.[1]
Die Visiereinrichtung bestand aus einer offenen Visierung mit einem Blattkorn und einem offenem Blattvisier. Das Blattkorn war am vorderen Ende des Geschützrohres angebracht, während das offene Blattkorn am anderen Ende angebracht war. Die Visierskala reichte bis zu einer Schussweite von 1,8 km.[1]
Die verwendete Munition wurde mit dem Ziel entwickelt, die Waffe in unterschiedlichen Arten einzusetzen. Darunter die Bekämpfung von Luftzielen oder gepanzerter Fahrzeuge. Mitte der 1930er Jahre wurde für das Geschütz eine 2,3 cm Granate entwickelt. Diese Granate wurde als 2,3-cm-Granate Madsen bezeichnet. Das Geschütz konnte auf vielen verschiedenen Lafetten ausgeliefert werden. Dadurch war ein Einsatz in der Luftabwehr, der Panzerabwehr oder auf Marineschiffen möglich. Die Munition wurde von Links mit einem Trommelmagazin eingeführt. Im Trommelmagazin hatten bis zu 60 Patronen Platz.[2][3]
Feldlafette
Die Feldlafette F.1 (dänisch: Feltlavet F.1) war eine leichte Lafette für das Geschütz und basierte auf kleineren Artillerielafetten. Die Räder waren sehr niedrig und waren mit Gleitschienen ausgerüstet. Ein abklappbares Zweibein konnte die Standfestigkeit bei Feuern leicht erhöhen. Die Lafette war sehr leicht, konnte zusammengeklappt werden und war für den Einsatz mit Pferden und dem Transport als Rucksack, zum Rollen oder zum Tragen in Einzelteilen konzipiert.[4]
Flugabwehrlafette
Eine weitere Sonderlafette wurde speziell für die Luftabwehr entwickelt. Dabei stand das Geschütz auf einem Pivotsockel und konnte damit um 360 Winkelgrad gedreht werden. Diese Variante wurde hauptsächlich auf Schiffen eingesetzt.[4]
Schweres Panzerabwehrgewehr
Um das Geschütz als schweres Panzerabwehrgewehr nutzen zu können, wurde ein Zweibein verbaut. Zusammen mit einer verstellbaren hinteren Stütze und einer abnehmbaren Schulterschütze sollte man speziell auf die Panzerjagd gehen und diese mit Einzelschüssen bekämpfen. Für die mobile und schnelle Panzerabwehr war die Waffe aber zu sperrig, zu schwer und nicht präzise genug.[4]
Leichtgewichtlafette
Die Leichtgewichtlafette war eine spezielle, dreiachsige Lafette, welche für den Einsatz auf Schiffen vorgesehen war. Die komplizierte, dreiachsige Version sollte die Bewegungen der Schiffe auf dem Wasser besser ausgleichen können.[4]
F.4, Universallafette M.1933
Die Universallafette war eine Mehrzwecklafette vom Typ M.1933. Die montierten Räder konnten mitsamt der Achse entfernt werden, sodass das Geschütz fest auf dem Boden stand. Mit einem zusätzlichen Ständer konnte man hier auch Flugzeuge bekämpfen, wenn auch nur in geringem Ausmaß.[4]
F.5, Panzerabwehrlafette

Eine spezielle Lafette für die Panzerabwehr entwickelte Version war die 2-cm-Maschinenkanone M.1938 F.5. Diese Version war eine vollautomatische Waffe mit zwei kleinen Rädern und einem Trommelmagazin, bestehend aus 15 Schuss. Auf 100 m Entfernung konnte das Geschütz damit eine Panzerung von bis zu 42 mm durchschlagen. Auf 500 m konnte man noch von 32 mm Panzerstahl durchdringen. Mit einer speziellen weiteren Halterung konnte es auch auf den Beiwagen von Motorrädern für den Einsatz in motorisierten Einheiten genutzt werden. Auf einem gezogenen Flugabwehrwagen konnte es auch bei Flugabwehreinheiten als kleines, mobiles Flakgeschütz genutzt werden. Wurden die Räder abmontiert, so stand das Geschütz auf einer Dreibeinigen Lafette und wurde von einem Kanonier im Sitzen bedient.[5][4]
F.7, Luftabwehrlafette M.1937

Eine weitere Lafette zur Luftabwehr war die massive Luftabwehrlafette vom Typ M.1937. Die Lafette bestand aus einem Dreibein, auf dem das Geschütz montiert wurde. Das Dreibein verfügte über lange Streben, welche in verschiedene Winkel eingestellt und je nach Nutzungsart arretiert werden konnten.[4]
Panzer und Panzerwagen
Die schwedische Firma AB Landsverk nutzte das Geschütz für verschiedene Panzerkampfwagen und Panzerwagen. So im leichten Panzerkampfwagen Landsverk L-60 oder in den Panzerwagen Landsverk L-180 und Landsverk Lynx.
Einsatz
Aufgrund der vielseitigen Einsetzbarkeit wurde das Geschütz in viele verschiedene Länder exportiert.
Dänemark
Die dänische Armee war von der Waffe überzeugt und bestellte 158 Stück. Der erste Kampfeinsatz mehrerer 2-cm-Maschinenkanone M.1938 fand zu Beginn des deutschen Unternehmen Weserübung im Jahr 1940 statt. Am frühen Morgen des 9. April 1940 überquerten deutsche Truppen die dänische Grenze. Der Widerstand der dänischen Truppen wurde zwar schnell gebrochen, dennoch gelang es ihnen elf deutsche Panzerwagen und zwei Panzerkampfwagen I zum Stehen zu bringen und aufzuhalten. Aufgrund der geringen Durchschlagkraft und der Panzerung der Fahrzeuge, wurde keines der Fahrzeuge ernsthaft zerstört.[2]
Wehrmacht
Während des Einmarsches der Wehrmacht in Dänemark beim Unternehmen Weserübung, gelang es den Truppen einige Geschütze zu erbeuten.
Als die US-amerikanischen Truppen in Richtung Deutschland vormarschierten, gelang es ihnen am 27. Februar 1945 eine dieser Kanonen zu erbeuten. Dabei stellten die Truppen fest, das der Zustand der Waffe hervorragend war und sie gut gepflegt wurde.[1]
China
Die Panzerabwehrkanone der Version F.5 erwies sich bis zum Ende des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges als äußerst effektiv gegen japanische Panzer. Zwar wurden von diesem Geschütz vom chinesischen 21. Arsenal in Nanjing nur fünf Exemplare nachgebaut, doch der psychologische Effekt war beim Erscheinen auf dem Schlachtfeld bei den gegnerischen Truppen umso größer. Ein Grund dafür, dass nur fünf Exemplare kopiert wurde, war der komplizierte Aufbau der Maschinenkanone.[2][5]
USA
Im Jahr 1940 erhielt das US-amerikanische Waffenministerium die Maschinenkanone M.1938. Im Oktober testeten sie die Waffe auf dem Aberdeen Proving Ground an einem bereits zerstörten M2A2 Light Tank. Die Tester waren von den Werten das Waffe aber nicht überzeugt. Da die Waffe auf 500 m Entfernung im optimalen Auftreffwinkel nur 32 mm der Panzerung durchschlagen konnte und die Panzertechnik mit schweren Panzerungen bereits weit voranschritt, war ein Einsatz in der Zukunft nicht erfolgversprechend.[2]
Weitere Nutzer
Weiter Nutzer der Waffe waren:
- Argentinien
- Belgien
- Brasilien
- Bulgarien
- Kolumbien
- Tschechoslowakei
- Estland
- Finnland
- Frankreich
- Griechenland, nur zu Testzwecken
- Ungarn
- Irland
- Iran
- Italien
- Norwegen
- Paraguay
- Polen, nur zu Testzwecken
- Portugal
- Spanien
- Schweden[3]
- Thailand
Verbleib
Mehrere erhaltene Exemplare können heute in Museen betrachtet werden. So steht im Forum Marinum im finnischen Turku eine Maschinenkanone in einer Pivot-Lafette zur Flugzeugabwehr.
Weblinks
Literatur
- Peter Chamberlain, Terry Gander: Anti-aircraft guns. Arco Pub. Co., New York 1975, ISBN 0-668-03818-7.
- Michael Heidler: Madsen 20mm Machine Cannon M/38 – An Anti-Tank Weapon. Small Arms Review, 2021.
- Halvor Jessen: Automatic Standard Arms of Modern Warfare XI. Compagnie Madsen., 1946.
- Leland Ness, Bin Shih: Kangzhan: Guide to Chinese Ground Forces 1937–45. Helion & Company, 2016, ISBN 978-1-910294-42-0.
- Chief Ordnance Officer: ETO Ordnance Technical Intelligence Report No: 161, 20 mm Ladsen Anti-Tank Gun (Danish). Office of the Chief Ordnance Officer, 1945.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Office of the Chief Ordnance Officer: ETO Ordnance Technical Intelligence Report No: 161, 20 mm Ladsen Anti-Tank Gun (Danish). 1943, S. 29.
- ↑ a b c d Michael Heidler: Madsen 20mm Machine Cannon M/38 – An Anti-Tank Weapon. 2021, S. 29.
- ↑ a b Peter Chamberlain, Terry Gander: Anti-aircraft guns. 1975, S. 6.
- ↑ a b c d e f g Halvor Jessen: Automatic Standard Arms of Modern Warfare XI. 1946.
- ↑ a b Leland Ness, Bin Shih: Kangzhan: Guide to Chinese Ground Forces 1937–45. 2016, S. 328.
