10. Jebtsundamba Khutukhtu

Der 10. Jebtsundamba Khutukhtu, 2025

Der 10. Jebtsundamba Khutukhtu (* 2015) ist die 10. Reinkarnation des Jebtsundamba Khutukhtu, einer der bedeutendsten Reinkarnationslinien (trülku) des tibetischen Buddhismus und der traditionellen Führungsfigur des Buddhismus in der Mongolei.

Identifizierung als 10. Jebtsundamba Khutukhtu

Bei seinem neunten Besuch in der Mongolei im November 2016 sagte der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, bei einer Pressekonferenz, er sei überzeugt, dass kurz zuvor die zehnte Reinkarnation des Jebtsundamba Khutukhtu geboren worden sei. Die neunte Reinkarnation, Jampel Namdröl Chökyi Gyeltshen, der im März 2012 verstarb, soll gegen Ende seines Lebens gesagt haben, er wünsche sich, in der Mongolei wiedergeboren zu werden.[1] Als Antwort auf den Besuch sanktionierte die Volksrepublik China die Mongolei durch Grenzschließungen, Erhebung von Zöllen und die Beendigung bilateraler Gespräche,[2] und ließ verlautbaren, dass Reinkarnationen buddhistischer Geistlicher des tibetischen Buddhismus nur innerhalb der Volksrepublik geboren werden könnten. Zudem sei das einzig gültige Verfahren, aus einer goldenen Urne mit mehreren potentiellen Kandidaten den Namen der echten Reinkarnation herauszuziehen und diese damit als Reinkarnation anzuerkennen. Außerdem dürften die Reinkarnationen nicht von ausländischen Organisationen oder Personen beeinflusst oder beherrscht werden.[3] Weiter sagte die Regierung, dieses Vorgehen gehe zurück auf eine Verordnung des chinesischen Kaisers Qianglong der Qing-Dynastie von 1793.[4] Die Volksrepublik brachte die mongolische Regierung dazu, sich zu entschuldigen und keine weiteren Besuche des Dalai Lama in der Mongolei mehr zuzulassen.[5]

Am 8. März 2023 stellte der Dalai Lama einen achtjährigen Jungen während einer Veranstaltung mit etwa 5000 buddhistischen Mönchen und Nonnen und 600 Mongolen in Dharamsala als die 10. Reinkarnation des Jebtsundamba Khutukhtu vor.[4] In der medialen Berichterstattung wurde auf die besondere Bedeutung des Amtes hingewiesen, da der Jebtsundamba Khutukhtu traditionell die höchste religiöse Instanz der Gelug-Schule verkörpert und damit dritthöchster Lama im tibetischen Buddhismus ist. Es könnte ihm daher eine wichtige Rolle bei der künftigen Erkennung des 15. Dalai Lamas zukommen. Traditionell war diese Rolle der jeweiligen Reinkarnation des Panchen Lama zugekommen. Da der vom Dalai Lama Tenzin Gyatso anerkannte 11. Panchen Lama 1995 von den chineschen Behörden an einen unbekannten Ort gebracht worden sein soll und sein Amt nicht ausführen kann, könnte der 10. Jebtsundamba Khutukhtu eine Rolle bei der Auffindung der Reinkarnation des Dalai Lamas spielen.[3][4]

Als Kleinkind soll der Junge im Kloster Gandan in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar bei einer traditionellen Zeremonie zur Auffindung einer Reinkarnation die Gegenstände seines Vorgängers ausgewählt haben. Dadurch wurde er als der 10. Jebtsundamba Khutukhtu erkannt. Bis zur öffentlichen Anerkennung durch den Dalai Lama im März 2023 wurde seine Identität jedoch geheim gehalten.[2]

Herkunft und Leben

Der bürgerliche Name des 10. Jebtsundamba Khutukhtu ist nicht bekannt, sein Name wird als A. Altannar angegeben. Er ist einer der eineiigen Zwillinge Aguidai und Achiltai Altannar, die zur Verschleierung seiner Identität und um ihn vor übereifrigen Gläubigen zu schützen, fast nur zu zweit auftreten. Weder die Eltern noch der Dalai Lama gaben bekannt, welcher der beiden Zwillinge bei der Zeremonie vorgestellt wurde. A. Altannar wurde in Washington D.C. in eine reiche mongolische Unternehmerfamilie geboren. Aufgrund seiner Geburt in den USA ist er US-amerikanischer Staatsbürger. Seine Großmutter mütterlicherseits, Garamjav Tseden, ist Gründerin eines der erfolgreichsten Privatunternehmen der Mongolei, Monpolymet, das mit Goldminen begann und später in die Herstellung von Zement expandierte. Seine Mutter ist CEO der Firma. Der Vater ist Mathematiker an der Nationaluniversität der Mongolei in Ulaanbaatar.[2]

Die New York Times berichtete, die Eltern des jungen A. Altannar hätten der Anerkennung unter der Bedingung zugestimmt, dass er als Erwachsener selber entscheiden könne, ob er das Amt weiterführen wolle. Sie stimmten einer religiösen Unterrichtung durch buddhistische Mönche zu, solange er auch gleichzeitig eine weltliche Bildung erhielte. Der Zwillingsbruder erhält die gleiche doppelte Bildung.[2]

Commons: 10. Jebtsundamba Khutukhtu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. M.A. Aldrich: The Dalai Lama in Mongolia: ‘Tournament of Shadows’ Reborn. In: The Diplomat. 3. Dezember 2016, abgerufen am 6. August 2025 (amerikanisches Englisch).
  2. a b c d David Pierson: The 8-Year-Old Boy at the Heart of a Fight Over Tibetan Buddhism. In: The New York Times. 4. Oktober 2023, abgerufen am 7. August 2025 (amerikanisches Englisch).
  3. a b James A. Millward: China’s Reincarnation Monopoly Has a Mongolia Problem. In: Foreign Policy. 23. April 2023, abgerufen am 6. August 2025 (amerikanisches Englisch).
  4. a b c Snigdhendu Bhattacharya: Implications of Dalai Lama Identifying New Head of Tibetan Buddhism in Mongolia. In: The Diplomat. 29. März 2023, abgerufen am 6. August 2025 (amerikanisches Englisch).
  5. Victoria Jones: The Mongolian Candidate. In: Modern Diplomacy. 14. Mai 2023, abgerufen am 6. August 2025 (amerikanisches Englisch).