(588) Achilles

Asteroid
(588) Achilles
Berechnetes 3D-Modell von (588) Achilles
Berechnetes 3D-Modell von (588) Achilles
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Eigenschaften des Orbits Animation
Epoche: 5. Mai 2025 (JD 2.460.800,5)
Orbittyp Jupiter-Trojaner (L4)
Asteroidenfamilie
Große Halbachse 5,214 AE
Exzentrizität 0,148
Perihel – Aphel 4,440 AE – 5,987 AE
Perihel – Aphel  AE –  AE
Neigung der Bahnebene 10,316°
Länge des aufsteigenden Knotens 316,5°
Argument der Periapsis 134,1°
Zeitpunkt des Periheldurchgangs 6. Mai 2023
Siderische Umlaufperiode 11 a 330 d
Siderische Umlaufzeit {{{Umlaufdauer}}}
Mittlere Orbital­geschwin­digkeit {{{Umlaufgeschwindigkeit}}} km/s
Mittlere Orbital­geschwin­digkeit 12,97 km/s
Physikalische Eigenschaften
Mittlerer Durchmesser 130,1 km ± 0,6 km
Abmessungen
Masse Vorlage:Infobox Asteroid/Wartung/Masse kg
Albedo 0,04
Mittlere Dichte g/cm³
Rotationsperiode 7 h 18 min
Absolute Helligkeit 8,2 mag
Spektralklasse {{{Spektralklasse}}}
Spektralklasse
(nach Tholen)
DU
Spektralklasse
(nach SMASSII)
Geschichte
Entdecker Max Wolf
Datum der Entdeckung 22. Februar 1906
Andere Bezeichnung 1906 DN
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten vom JPL Small-Body Database. Die Zugehörigkeit zu einer Asteroidenfamilie wird automatisch aus der AstDyS-2 Datenbank ermittelt. Bitte auch den Hinweis zu Asteroidenartikeln beachten.

(588) Achilles ist ein Asteroid aus der Gruppe der dem Jupiter vorauseilenden Trojaner, der am 22. Februar 1906 vom deutschen Astronomen Max Wolf an der Großherzoglichen Bergsternwarte in Heidelberg bei einer Helligkeit von 12,8 mag entdeckt wurde.

Der Asteroid ist benannt nach Achilleus, dem tapfersten Griechen im Trojanischen Krieg. Als Säugling wurde er von seiner Mutter Thetis in den Fluss Styx getaucht, wodurch sein Körper bis auf die Ferse, an der er festgehalten wurde, unverwundbar wurde. Er erschlug Hektor, den größten trojanischen Krieger. Schließlich wurde er von Paris durch einen Pfeil in die Ferse getötet. Achilles ist die zentrale Figur in Homers Ilias. Die Benennung erfolgte 1907 durch den Entdecker auf Anregung von Johann Palisa.[1]

(588) Achilles war der erste einer damals neu entdeckten Gruppe von Asteroiden, die sich in einer ähnlichen Entfernung wie der Planet Jupiter um die Sonne bewegen. Bis dahin waren (mit Ausnahme des Marsbahnkreuzers (433) Eros) nur Asteroiden bekannt, die sich im Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter aufhalten. Für Asteroiden, die sich in einer 1:1-Bahnresonanz mit Jupiter befinden, gibt es im Dreikörperproblem Sonne–Jupiter–Asteroid mit den Lagrange-Punkten L4 und L5 zwei mögliche dynamisch stabile Aufenthaltsorte. (588) Achilles gehört zu der Gruppe, die sich in der Nähe des Librationspunkts L4 in 60° Winkelabstand vor Jupiter bewegt. Palisa benannte auch die bald darauf entdeckten Asteroiden (617) Patroclus und (624) Hektor, die ähnliche Bahneigenschaften wie (588) Achilles aufweisen, nach Helden aus dem Trojanischen Krieg.[2] Fortan wurden Asteroiden in einer 1:1-Bahnresonanz mit Jupiter als „Trojaner“ bezeichnet. Obwohl bei den ersten noch nicht durchgängig daraufhin differenziert wurde, wurde später in der Namensgebung ein „Lager der Griechen“ um Librationspunkt L4 von einem „Lager der Trojaner“ um Librationspunkt L5 unterschieden. Der britische Astronom Andrew Crommelin bemerkte dazu in The Observatory, Bd. 30, 1907, S. 328: „It seems strange that Achilles and Patroclus should be placed on opposite sides of Jupiter. (Es erscheint seltsam, dass Achilles und Patroclus auf gegenüberliegenden Seiten des Jupiters platziert wurden.)“

Wissenschaftliche Auswertung

Aus Ergebnissen der IRAS Minor Planet Survey (IMPS) wurden 1992 Angaben zu Durchmesser und Albedo für zahlreiche Asteroiden abgeleitet, darunter auch (588) Achilles, für den damals Werte von 135,5 km bzw. 0,03 erhalten wurden.[3] Mit dem Satelliten Midcourse Space Experiment (MSX) wurden 1996 bis 1997 im Rahmen der Infrared Minor Planet Survey (MIMPS) Daten gewonnen, aus denen Werte für den mittleren Durchmesser und die Albedo von 140,8 km bzw. 0,03 bestimmt wurden.[4] Beobachtungen am 7. November 2000 mit dem Teleskop II des Keck-Observatoriums auf Hawaiʻi im sichtbaren und mittleren Infrarotbereich ergaben eine Albedo von 0,04–0,05 und einen Durchmesser von 138,6–160,8 km, abhängig von den angenommenen thermischen Modellparametern.[5] Eine Auswertung von Beobachtungen durch das Projekt NEOWISE im nahen Infrarot speziell für Trojaner führte 2012 zu vorläufigen Werten für den Durchmesser und die Albedo im sichtbaren Bereich von 130,1 km bzw. 0,04.[6]

Spektroskopische Untersuchungen in nahen Infrarot mit der Infrared Telescope Facility (IRTF) am Mauna-Kea-Observatorium auf Hawaiʻi am 18. Februar 2001 ergaben für den dunklen und roten Asteroiden (588) Achilles keine Hinweise auf Wassereis oder gebundenes Wasser an der Oberfläche.[7] Die gemessenen Spektren entsprechen am ehesten silicatischen Mineralen mit moderaten Mengen an Pyroxen mit 20–40 % Eisengehalt für die rote Färbung. Die geringe Albedo könnte auf amorphen Kohlenstoff oder Graphit zurückzuführen sein.[8] Beobachtungen am 13. Juni 2007 mit dem Spektrografen an Bord des Spitzer-Weltraumteleskops im mittleren Infrarot wurden zu Werten für den Durchmesser und die Albedo von 146 ± 3 km bzw. 0,03 ausgewertet. Die Spektren wiesen auf das Vorkommen von amorphem und kristallinem Olivin, wie Forsterit und Fayalit, sowie von kristallinem Pyroxen wie Enstatit hin.[9]

Photometrische Messungen des Asteroiden fanden erstmals statt am 24. März 1977 am Observatorium Kvistaberg in Schweden. Aus der aufgezeichneten Lichtkurve konnte nur eine grobe Schätzung für die Rotationsperiode zu >9,6 h erfolgen.[10] Auch Beobachtungen vom 22. bis 24. September 1985 am Observatorium von Bologna in Italien führten nur zu einer Abschätzung von ≥12 h.[11]

Bei Messungen am 3. und 4. Juli 1994 am La-Silla-Observatorium in Chile konnte dann aus der aufgezeichneten Lichtkurve erstmals eine genauere Rotationsperiode von 7,32 h abgeleitet werden.[12] Ein ähnliches Ergebnis erbrachten Beobachtungen am 14. bis 18. August 1995 am Observatório do Pico dos Dias in Brasilien mit einem Wert von 7,0 h.[13]

Bei umfangreichen photometrischen Messungen vom 12. Juni bis 17. Oktober 2007 sowie am 22. und 28. September 2008 am Charkiw-Observatorium in der Ukraine, am Krim-Observatorium in Simejis, am Nationalen Astronomischen Observatorium Roschen in Bulgarien und an der Außenstelle Maidanak des Hauptobservatoriums der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine wurde neben einer Rotationsperiode von 7,306 h auch eine Position für die Rotationsachse des Asteroiden berechnet, die nahezu in der Ebene der Ekliptik liegt.[14][15] Weitere Beobachtungen vom 16. bis 21. Oktober 2009 während drei Nächten am Santana Observatory in Kalifornien wurden zu einer Rotationsperiode von 7,312 h ausgewertet.[16]

Mit einer Auswertung photometrischer Daten des Lowell-Observatoriums und des Gaia DR2-Katalogs konnte im Jahr 2019 erstmals ein dreidimensionales Gestaltmodell des Asteroiden für eine Position der Rotationsachse nahe zur Ebene der Ekliptik und eine Periode von 7,30630 h berechnet werden.[17] Zwischen 2012 und 2018 wurden mit der All-Sky Automated Survey for Supernovae (ASAS-SN) auch photometrische Daten von 20.000 Asteroiden aufgezeichnet. Auf mehr als 5000 davon konnte erfolgreich die Methode der konvexen Inversion angewendet werden, darunter auch (588) Achilles, für den in einer Untersuchung von 2021 ein verbessertes dreidimensionales Gestaltmodell für zwei alternative Rotationsachsen nahe zur Ebene der Ekliptik gelegen und eine Periode von 7,30628 h berechnet wurde.[18]

Siehe auch

Commons: (588) Achilles – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. M. Wolf, A. Kopff: Benennung von kleinen Planeten. In: Astronomische Nachrichten. Band 175, Nr. 4187, 1907, Sp. 191–192, doi:10.1002/asna.19071751112.
  2. M. Connors: The discovery and naming of Trojan asteroids. In: Journal for the History of Astronomy. Band 55, Nr. 1, 2024, S. 76–104, doi:10.1177/00218286231221166 (PDF; 1,58 MB).
  3. E. F. Tedesco, P. V. Noah, M. Noah, S. D. Price: The Supplemental IRAS Minor Planet Survey. In: The Astronomical Journal. Band 123, Nr. 2, 2002, S. 1056–1085, doi:10.1086/338320 (PDF; 398 kB).
  4. E. F. Tedesco, M. P. Egan, S. D. Price: The Midcourse Space Experiment Infrared Minor Planet Survey. In: The Astronomical Journal. Band 124, Nr. 1, 2002, S. 652–670, doi:10.1086/340960 (PDF; 485 kB).
  5. Y. R. Fernández, S. S. Sheppard, D. C. Jewitt: The Albedo Distribution of Jovian Trojan Asteroids. In: The Astronomical Journal. Band 126, Nr. 3, 2003, S. 1–10, doi:10.1086/377015 (PDF; 255 kB).
  6. T. Grav, A. K. Mainzer, J. M. Bauer, J. R. Masiero, C. R. Nugent: WISE/NEOWISE Observations of the Jovian Trojan Population: Taxonomy. In: The Astrophysical Journal. Band 759, Nr. 1, 2012, S. 1–10, doi:10.1088/0004-637X/759/1/49 (PDF; 985 kB).
  7. J. P. Emery, R. H. Brown: Constraints on the surface composition of Trojan asteroids from near-infrared (0.8–4.0 μm) spectroscopy. In: Icarus. Band 164, Nr. 1, 2003, S. 104–121, doi:10.1016/S0019-1035(03)00143-X.
  8. J. P. Emery, R. H. Brown: The surface composition of Trojan asteroids: constraints set by scattering theory. In: Icarus. Band 170, Nr. 1, 2004, S. 131–152, doi:10.1016/j.icarus.2004.02.004.
  9. A. C. Martin, J. P. Emery: MIR Spectra and Analysis of Jovian Trojan Asteroids. In: The Planetary Science Journal. Band 4, Nr. 8, 2023, S. 1–13, doi: 10.3847/PSJ/aced0c (PDF; 1,47 MB).
  10. C.-I. Lagerkvist, N.-G. Sjölander: Photographic Photometry of Asteroids with Schmidt Telescopes. II. Observations of 11 Asteroids during 1977 and 1978. In: The Astrophysical Journal. Band 759, Nr. 1, 2012, S. 1–10, doi:10.1088/0004-637X/759/1/49 (PDF; 985 kB).
  11. V. Zappalà, M. Di Martino, A. Cellino, P. Farinella, G. De Sanctis, W. Ferreri: Rotational properties of outer belt asteroids. In: Icarus. Band 82, Nr. 2, 1989, S. 354–368, doi:10.1016/0019-1035(89)90043-2 (PDF; 757 kB).
  12. S. Mottola, M. Di Martino, A. Erikson, M. Gonano-Beurer, A. Carbognani, U. Carsenty, G. Hahn, H.-J. Schober, F. Lahulla, M. Delbò, C.-I. Lagerkvist: Rotational Properties of Jupiter Trojans. I. Light Curves of 80 Objects. In: The Astronomical Journal. Band 141, Nr. 5, 2011, S. 1–32, doi:10.1088/0004-6256/141/5/170 (PDF; 2,64 MB).
  13. C. A. Angeli, D. Lazzaro, M. A. Florczak, A. S. Betzler, J. M. Carvano: A contribution to the study of asteroids with long rotational period. In: Planetary and Space Science. Band 47, Nr. 5, 1999, S. 699–714, doi:10.1016/S0032-0633(98)00122-6.
  14. V. G. Shevchenko, Yu. N. Krugly, I. N. Belskaya, V. G. Chiorny, N. M. Gaftonyuk, I. G. Slyusarev, I. A. Tereschenko, Z. Donchev, V. Ivanova, G. Borisov, M. A. Ibrahimov, A. L. Marshalkina, I. E. Molotov: Do Trojan Asteroids Have the Brightness Opposition Effect? In: 40th Lunar and Planetary Science Conference. LPI Contribution 1391, The Woodlands, TX 2009, S. 1–2, bibcode:2009LPI....40.1391S (PDF; 265 kB).
  15. V. G. Shevchenko, I. N. Belskaya, I. G. Slyusarev, Yu. N. Krugly, V. G. Chiorny, N. M. Gaftonyuk, Z. Donchev, V. Ivanova, M. A. Ibrahimov, Sh. A. Ehgamberdiev, I. E. Molotov: Opposition effect of Trojan asteroids. In: Icarus. Band 217, Nr. 1, 2012, S. 202–208, doi:10.1016/j.icarus.2011.11.001 (PDF; 500 kB).
  16. R. D. Stephens: Trojan Asteroids Observed from GMARS and Santana Observatories: 2009 October–December. In: The Minor Planet Bulletin. Bulletin of the Minor Planets Section of the Association of Lunar and Planetary Observers, Band 37, Nr. 2, 2010, S. 47–48, bibcode:2010MPBu...37...47S (PDF; 495 kB).
  17. J. Ďurech, J. Hanuš, R. Vančo: Inversion of asteroid photometry from Gaia DR2 and the Lowell Observatory photometric database. In: Astronomy & Astrophysics. Band 631, A2, 2019, S. 1–4, doi:10.1051/0004-6361/201936341 (PDF; 146 kB).
  18. J. Hanuš, O. Pejcha, B. J. Shappee, C. S. Kochanek, K. Z. Stanek, T. W.-S. Holoien: V-band photometry of asteroids from ASAS-SN. Finding asteroids with slow spin. In: Astronomy & Astrophysics. Band 654, A48, 2021, S. 1–11, doi:10.1051/0004-6361/202140759 (PDF; 1,16 MB).