(484) Pittsburghia
| Asteroid (484) Pittsburghia | |
|---|---|
| |
| Berechnetes 3D-Modell von (484) Pittsburghia | |
| Eigenschaften des Orbits Animation | |
| Orbittyp | Mittlerer Hauptgürtel |
| Große Halbachse | 2,668 AE |
| Exzentrizität | 0,057 |
| Perihel – Aphel | 2,516 AE – 2,820 AE |
| Neigung der Bahnebene | 12,513° |
| Länge des aufsteigenden Knotens | 127,2° |
| Argument der Periapsis | 189,4° |
| Zeitpunkt des Periheldurchgangs | 15. Juni 2025 |
| Siderische Umlaufperiode | 4 a 131 d |
| Mittlere Orbitalgeschwindigkeit | 18,22 km/s |
| Physikalische Eigenschaften | |
| Mittlerer Durchmesser | 30,1 km ± 0,2 km |
| Albedo | 0,22 |
| Rotationsperiode | 10 h 38 min |
| Absolute Helligkeit | 9,7 mag |
| Spektralklasse (nach SMASSII) |
S |
| Geschichte | |
| Entdecker | Max Wolf |
| Datum der Entdeckung | 29. April 1902 |
| Andere Bezeichnung | 1902 HA, 1936 EB, 1963 HB |
| Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten vom JPL Small-Body Database. Die Zugehörigkeit zu einer Asteroidenfamilie wird automatisch aus der AstDyS-2 Datenbank ermittelt. Bitte auch den Hinweis zu Asteroidenartikeln beachten. | |
(484) Pittsburghia ist ein Asteroid des mittleren Hauptgürtels, der am 29. April 1902 vom deutschen Astronomen Max Wolf an der Großherzoglichen Bergsternwarte in Heidelberg bei einer Helligkeit von 12,5 mag entdeckt wurde. Nachträglich konnte festgestellt werden, dass er bereits am 17. Januar 1901 am gleichen Ort fotografiert worden war.
Der Asteroid ist benannt nach der Stadt Pittsburgh in Pennsylvania, Heimat von John Brashear, der die Linsen des 16-Zoll-Doppelastrografen des Entdeckers entwarf. Später wurde die Optik dieses berühmten Bruce-Teleskops entfernt und durch zwei vierlinsige Zeiss-Objektive ersetzt. Die Benennung erfolgte durch Brashear, der in Popular Astronomy, Bd. 11, Nr. 10, S. 549 (1903) erklärte, dass ihm der Entdecker die Ehre der Benennung des Asteroiden erweise: „Da er diese Ehre mit den guten Menschen dieser großartigen Stadt teilen wollte, schlug er den Namen vor, der von Dr. Wolf angenommen wurde. Fortan wird Planet Nr. 484 in den astronomischen Annalen unter dem Namen unserer Stadt verzeichnet sein, wie er auf seinem großen Siegel eingraviert ist, mit der Ausnahme, dass das griechische Suffix an die letzte Silbe angehängt wurde, um den Namen wohlklingender zu machen, wie es bei allen Namen mit dieser Endung üblich ist. Irgendwann in ferner Zukunft mag unsere großartige Stadt still und tot daliegen, wie Mykene oder Pompeji, aber ihr Name, nun am Himmel verzeichnet, wird in Erinnerung bleiben, solange die schöne Wissenschaft der Astronomie ihre Anhänger auf Mutter Erde hat.“ Siehe auch bei (457) Alleghenia.
Wissenschaftliche Auswertung
Aus Ergebnissen der IRAS Minor Planet Survey (IMPS) wurden 1992 Angaben zu Durchmesser und Albedo für zahlreiche Asteroiden abgeleitet, darunter auch (484) Pittsburghia, für die damals Werte von 31,6 km bzw. 0,20 erhalten wurden.[1] Eine Auswertung von Beobachtungen durch das Projekt NEOWISE im nahen Infrarot führte 2011 zu vorläufigen Werten für den Durchmesser und die Albedo im sichtbaren Bereich von 35,7 km bzw. 0,16.[2] Nach neuen Messungen mit NEOWISE wurden die Werte 2014 auf 30,1 km bzw. 0,22 korrigiert.[3]
Photometrische Messungen des Asteroiden fanden erstmals statt am 7. und 8. Februar 1984 am McDonald-Observatorium in Texas. Aus der aufgezeichneten Lichtkurve wurde eine Rotationsperiode von 10,63 h abgeleitet.[4]
Aus archivierten Daten des Uppsala Asteroid Photometric Catalogue (UAPC) wurde in einer Untersuchung von 2009 für (484) Pittsburghia erstmals ein dreidimensionales Gestaltmodell des Asteroiden für eine Rotationsachse mit prograder Rotation und einer Periode von 10,64976 h berechnet.[5] Eine Auswertung von archivierten Lichtkurven des United States Naval Observatory (USNO) in Arizona und der Catalina Sky Survey ermöglichte 2011 erneut die Berechnung eines dreidimensionalen Gestaltmodells für eine Rotationsachse mit prograder Rotation und einer Periode von 10,64977 h.[6]
In das Gesichtsfeld des Weltraumteleskops Kepler gerieten auch viele Objekte des Sonnensystems. An dem Asteroiden (484) Pittsburghia wurde vom 13. März bis 8. Mai 2014 exemplarisch getestet, ob sich Aufnahmen der K2-Mission von Kepler zu einer photometrischen Auswertung eigneten. Die Daten passten dabei sehr gut zu den aus den Gestaltmodellen errechneten synthetischen Lichtkurven.[7]
Im Jahr 2021 wurde aus archivierten Daten und photometrischen Messungen von Gaia DR2 wieder ein dreidimensionales Gestaltmodell des Asteroiden für eine Rotationsachse mit prograder Rotation und einer Periode von 10,64976 h bestimmt.[8] Zwischen 2012 und 2018 wurden mit der All-Sky Automated Survey for Supernovae (ASAS-SN) auch photometrische Daten von 20.000 Asteroiden aufgezeichnet. Auf mehr als 5000 davon konnte erfolgreich die Methode der konvexen Inversion angewendet werden, darunter auch (484) Pittsburghia, für die in einer Untersuchung von 2021 ein verbessertes dreidimensionales Gestaltmodell für eine Rotationsachse mit prograder Rotation und einer Periode von 10,6500 h berechnet wurde.[9]
Aus archivierten Daten des Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System (ATLAS) aus dem Zeitraum 2015 bis 2018 konnte in einer Untersuchung von 2022 mit der Methode der konvexen Inversion eine Rotationsperiode von 10,6497 h bestimmt werden.[10] Im Jahr 2023 wurde aus photometrischen Messungen von Gaia DR3 erneut ein dreidimensionales Gestaltmodell des Asteroiden für eine Rotationsachse mit prograder Rotation und einer Periode von 10,6496 h berechnet.[11]
Siehe auch
Weblinks
- (484) Pittsburghia beim IAU Minor Planet Center (englisch)
- (484) Pittsburghia in der Small-Body Database des Jet Propulsion Laboratory (englisch).
- (484) Pittsburghia in der Datenbank der „Asteroids – Dynamic Site“ (AstDyS-2, englisch).
- (484) Pittsburghia in der Database of Asteroid Models from Inversion Techniques (DAMIT, englisch).
Einzelnachweise
- ↑ E. F. Tedesco, P. V. Noah, M. Noah, S. D. Price: The Supplemental IRAS Minor Planet Survey. In: The Astronomical Journal. Band 123, Nr. 2, 2002, S. 1056–1085, doi:10.1086/338320 (PDF; 398 kB).
- ↑ J. R. Masiero, A. K. Mainzer, T. Grav, J. M. Bauer, R. M. Cutri, J. Dailey, P. R. M. Eisenhardt, R. S. McMillan, T. B. Spahr, M. F. Skrutskie, D. Tholen, R. G. Walker, E. L. Wright, E. DeBaun, D. Elsbury, T. Gautier IV, S. Gomillion, A. Wilkins: Main Belt Asteroids with WISE/NEOWISE. I. Preliminary Albedos and Diameters. In: The Astrophysical Journal. Band 741, Nr. 2, 2011, S. 1–20, doi:10.1088/0004-637X/741/2/68 (PDF; 73,0 MB).
- ↑ J. R. Masiero, T. Grav, A. K. Mainzer, C. R. Nugent, J. M. Bauer, R. Stevenson, S. Sonnett: Main Belt Asteroids with WISE/NEOWISE. Near-infrared Albedos. In: The Astrophysical Journal. Band 791, Nr. 2, 2014, S. 1–11, doi:10.1088/0004-637X/791/2/121 (PDF; 1,10 MB).
- ↑ R. P. Binzel: A photoelectric survey of 130 asteroids. In: Icarus. Band 72, Nr. 1, 1987, S. 135–208, doi:10.1016/0019-1035(87)90125-4.
- ↑ J. Ďurech, M. Kaasalainen, B. D. Warner, M. Fauerbach, S. A. Marks, S. Fauvaud, M. Fauvaud, J.-M. Vugnon, F. Pilcher, L. Bernasconi, R. Behrend: Asteroid models from combined sparse and dense photometric data. In: Astronomy & Astrophysics. Band 493, Nr. 1, 2009, S. 291–297, doi:10.1051/0004-6361:200810393 (PDF; 301 kB).
- ↑ J. Hanuš, J. Ďurech, M. Brož, B. D. Warner, F. Pilcher, R. Stephens, J. Oey, L. Bernasconi, S. Casulli, R. Behrend, D. Polishook, T. Henych, M. Lehký, F. Yoshida, T. Ito: A study of asteroid pole-latitude distribution based on an extended set of shape models derived by the lightcurve inversion method. In: Astronomy & Astrophysics. Band 530, A134, 2011, S. 1–16, doi:10.1051/0004-6361/201116738 (PDF; 1,82 MB).
- ↑ J. Berthier, B. Carry, F. Vachier, S. Eggl, A. Santerne: Prediction of transits of Solar system objects in Kepler/K2 images: an extension of the Virtual Observatory service SkyBoT. In: Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. Band 458, Nr. 3, 2016, S. 3394–3398, doi:10.1093/mnras/stw492 (PDF; 908 kB).
- ↑ J. Martikainen, K. Muinonen, A. Penttilä, A. Cellino, X. Wang: Asteroid absolute magnitudes and phase curve parameters from Gaia photometry. In: Astronomy & Astrophysics. Band 649, A98, 2021, S. 1–8, doi:10.1051/0004-6361/202039796 (PDF; 7,49 MB).
- ↑ J. Hanuš, O. Pejcha, B. J. Shappee, C. S. Kochanek, K. Z. Stanek, T. W.-S. Holoien: V-band photometry of asteroids from ASAS-SN. Finding asteroids with slow spin. In: Astronomy & Astrophysics. Band 654, A48, 2021, S. 1–11, doi:10.1051/0004-6361/202140759 (PDF; 1,16 MB).
- ↑ J. Ďurech, M. Vávra, R. Vančo, N. Erasmus: Rotation Periods of Asteroids Determined With Bootstrap Convex Inversion From ATLAS Photometry. In: Frontiers in Astronomy and Space Sciences. Band 9, 2022, S. 1–7, doi:10.3389/fspas.2022.809771 (PDF; 1,01 MB).
- ↑ J. Ďurech, J. Hanuš: Reconstruction of asteroid spin states from Gaia DR3 photometry. In: Astronomy & Astrophysics. Band 675, A24, 2023, S. 1–13, doi:10.1051/0004-6361/202345889 (PDF; 32,9 MB).
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