Ömer Güney

Ömer Güney (geboren 16. April 1982 in Sivas; gestorben am 16. Dezember 2016 in Paris) war ein türkischer Ultranationalist, V-Mann und Attentäter. Er beging am 9. Januar 2013 politische Morde an den kurdischen PKK-Aktivistinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez in Paris.

Güney war nach übereinstimmenden Einschätzungen deutscher und französischer Sicherheitsbehörden als V-Mann für den türkischen Nachrichtendienstes MIT tätig. In dessen Auftrag habe er gezielt die Pariser PKK-Zelle infiltriert.[1]

Leben

Die Familie von Ömer Güney siedelte von der Türkei nach Frankreich über, als er fünf Jahre alt war. Im Alter von 20 Jahren heiratete er eine Frau und zog nach Oberbayern. Seit 2010 wohnte er in Schliersee bei München. Auf seiner Facebook-Seite bekannte sich Güney zur konservativ-islamischen AKP. 2017 ließ er sich scheiden und kehrte nach Paris zurück.[2]

Ömer Güney arbeitete am Pariser Flughafen Charles de Gaulle und als Hausmeister in Paris. Er pflegte einen aufwendigen Lebensstil und besaß laut Polizei 45 Anzüge. In seinem Zimmer wurden fünf Mobiltelefone gefunden.[2]

Ömer Güney hatte laut Medienberichten immer wieder Kontakt zum türkischen Geheimdienst MIT.[3] Recherchen von Firat News machten deutlich, dass er Ende 2010 erstmals Kontakt zur kurdischen Community in Frankreich aufnahm und einen Mitgliedsantrag für einen kurdischen Verein ausfüllte. Er hielt sich fortan häufig in den Vereinsräumen auf. Güney suchte den Kontakt zu kurdischen Kreisen und wurde nach eigenen Angaben zwei Jahre vor seinem Attentat Mitglied der PKK.[2] Ein Mitbewohner gab an, Güney sei wegen seiner guten Französischkenntnisse als Dolmetscher in kurdische Kreisen aktiv gewesen und habe sich so Vertrauen in der kurdischen Gemeinschaft erworben. Güney habe angegeben, sein Vater sei Kurde und seine Mutter Türkin.[2]

Güney war Fahrer der PKK-Mitbegründerin Sakine Cansız.[2]

Attentat

Am Mittag des 9. Januars 2013 tötete Güney die PKK-Aktivistinnen Sakine Cansiz, Fidan Doğan (* 17. Januar 1982) und Leyla Şaylemez (* 1989, auch Söylemez) in einem kurdischen Informationsbüro im 10. Arrondissement[4] nahe dem Pariser Nordbahnhof mit Schüssen in den Kopf und den Bauch. Er verwendete eine schallgedämpften Pistole mit dem Kaliber 7,65 Millimeter.[5][6]

Drei Tage nach dem Attentat wurde Güney am 12. Januar 2013 verhaftet und in Untersuchungshaft genommen.[1]

Die türkische Regierung stellte den Dreifachmord als Ergebnis einer „internen Abrechnung“ der PKK dar. Diese Behauptung wies der im Nordirak lebende militärische PKK-Führer Murat Karayilan umgehend zurück. Er sagte der Nachrichtenagentur Firat News, Ömer Güney sei kein Mitglied der Bewegung gewesen. Stattdessen vermute er, dass Güney gezielt zwei Jahre zuvor ins europäische PKK-Umfeld eingeschleust worden war.[2] Nach Angaben der Pariser Ermittlungsbehörden soll der türkische Geheimdienst MIT am Attentat gegen die kurdischen Politikerinnen beteiligt gewesen sein.[1][3] Laut dem Bericht der Ermittler ist aber unklar, ob die MIT-Agenten im Auftrag ihrer Vorgesetzten oder auf eigene Initiative gehandelt hätten. Möglicher Hintergrund sei die Torpedierung des Friedensprozesses zwischen Türken und Kurden.[1][7]

Güney wurde angeklagt, Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez mit Schüssen aus einer schallgedämpften Pistole getötet zu haben.[3] Laut der Anklageschrift bestritt er die drei Morde. Er wurde am 16. Dezember 2016, wenige Wochen vor dem Prozessbeginn, tot in seiner Zelle im Gefängnis aufgefunden.

Einzelnachweise

  1. a b c d Jörg Diehl, Fidelius Schmid: Türkische Agenten sollen in Morde an PKK-Aktivistinnen verwickelt sein. In: Der Spiegel. 8. Juni 2016, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 28. August 2025]).
  2. a b c d e f Wer ist Ömer Güney? 17. Januar 2019, abgerufen am 28. August 2025.
  3. a b c French inquiry implicates Turkish secret services in Paris Kurds' murder. 23. Juli 2015, abgerufen am 28. August 2025 (englisch).
  4. Suspect in Kurdish activist killings dies in Paris – DW – 12/18/2016. Abgerufen am 28. August 2025 (englisch).
  5. Les trois militantes kurdes ont été assassinées de plusieurs balles dans la tête. 11. Januar 2013 (lemonde.fr [abgerufen am 28. August 2025]).
  6. Jörg Diehl, Özlem Gezer, Fidelius Schmid: (S+) »Und Gott bewahre«. In: Der Spiegel. 9. Februar 2014, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 28. August 2025]).
  7. dpa, Reuters: Erdoğan verärgert über Hollandes PKK-Kontakte. In: Die Zeit. 12. Januar 2013, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 28. August 2025]).