Ákos Hadházy

Ákos Ányos Hadházy (* 4. März 1974 in Debrecen) ist ein ungarischer Tierarzt und Politiker. Er wurde vor allem als Whistleblower im sogenannten Trafikmutyi-Skandal bekannt. Er gilt als Antikorruptionsaktivist in Ungarn. Hadházy war von 2016 bis 2018 Co-Vorsitzender der grünen Partei Lehet Más a Politika (LMP) und ist seit 2022 unabhängiger Abgeordneter für den 8. Wahlkreis von Budapest.
Leben
Hadházy wurde in eine calvinistische Familie geboren und wuchs in Pécs auf, wo er das Leövey-Klára-Gymnasium besuchte. 1998 schloss er sein Studium der Veterinärmedizin an der Universität für Veterinärwissenschaften in Budapest ab. Forschungsaufenthalte führten ihn unter anderem an die Universität Gießen, wo er Prüfungen in Pathologie und Lebensmittelmikrobiologie ablegte. Seit 2009 betreibt er eine eigene Tierklinik in Szekszárd, spezialisiert auf Kleintiermedizin, Labordiagnostik und Onkologie.[1]
Politische Laufbahn
Fidesz (2004–2013)
Hadházy trat 2004 der Regierungspartei Fidesz bei und wurde 2006 in Szekszárd in den Stadtrat gewählt. Dort war er zunächst Mitglied des Wirtschaftsausschusses, später des Kulturausschusses. Im April 2013 erlangte er nationale Bekanntheit, als er gegenüber dem Nachrichtenportal HVG bestätigte, dass die Vergabe von Tabakverkaufsrechten in Szekszárd parteipolitisch gesteuert worden sei. Er beschuldigte lokale Fidesz-Politiker, darunter den Bürgermeister István Horváth, Bewerber nach politischer Loyalität auszuwählen.[2] Ein von HVG veröffentlichtes Tonband untermauerte seine Vorwürfe. Der Skandal ging als Trafikmutyi in die ungarische Politikgeschichte ein. Daraufhin verließ Hadházy im Juni 2013 Fidesz und die Fraktion und blieb zunächst parteiloser Kommunalpolitiker.
LMP (2014–2018)
2014 schloss sich Hadházy der grünen Partei Lehet Más a Politika (LMP) an. Am 16. Juli 2016 wählte ihn ein Parteikongress mit 85 % der Delegiertenstimmen zum Co-Vorsitzenden neben Bernadett Szél. Er setzte sich für eine Ablösung der Regierung Orbán bei den Parlamentswahlen 2018 ein und profilierte sich als Antikorruptionskämpfer. Mit dem von ihm gegründeten Portal veröffentlichte er regelmäßig Recherchen zu mutmaßlicher Vetternwirtschaft, Missbrauch von EU-Geldern und Amtsmissbrauch. 2018 verließ er die LMP nach parteiinternen Konflikten und einem tätlichen Angriff durch ein Parteimitglied.
Unabhängiger Abgeordneter (seit 2018)
Bei der Parlamentswahl 2022 trat Hadházy als gemeinsamer Kandidat des Oppositionsbündnisses Egységben Magyarországért im 8. Budapester Wahlkreis an und gewann mit über 54 % der Stimmen. Er verweigerte jedoch demonstrativ seine Vereidigung, da er das Parlament als „Produkt eines unfreien Wahlsystems“ bezeichnete. Die Regierungsmehrheit reagierte mit einem Gesetzesvorschlag, der als „Lex Hadházy“ bekannt wurde und vorsieht, dass Abgeordnete ihr Mandat verlieren, wenn sie den Eid nicht fristgerecht ablegen.[3]
Politische Positionen und Aktionen
Hadházy gilt als kompromissloser Kritiker der Regierung Orbán und als Symbolfigur des Antikorruptionskampfes in Ungarn. Er organisiert regelmäßig Protestaktionen, darunter wöchentliche Mahnwachen und Straßenblockaden wie die Besetzung der Budapester Erzsébet-Brücke. Seine Arbeit ist stark auf investigative Recherche und öffentliche Aufklärung ausgerichtet.[4]
Persönliches
Hadházy ist mit Boglárka Hadházy-Szőcs verheiratet und Vater von vier Kindern. Neben seiner politischen Tätigkeit führt er weiterhin seine Tierarztpraxis.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Autor ungenannt: Dr. Hadházy Ákos önéletraj z. In: /www.parlament.hu. Ungarisches Parlament, Januar 2025, abgerufen am 2. September 2025 (ungarisch).
- ↑ Stephan Ozsváth: Zigaretten aus dem Parteibüro. In: deutschlandfunk.de. Deutschlandfunk, 23. Mai 2013, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Autor ungenannt: Kopf des Tages: Ákos Hadházy. In: Pester Lloyd. Pester Lloyd Deutschsprachige Nachrichten aus Ungarn und Osteuropa - seit 1854, 11. Juni 2025, abgerufen am 2. September 2025 (deutsch).
- ↑ Stephan Löwenstein: Scharfe Kritik an Orbáns „Säuberungsgesetz“: Kann der EuGH ihn noch stoppen? In: faz.net. FAZ, 15. Mai 2025, abgerufen am 2. September 2025.